Hans-Heinrich Jörgensen
Ein
ausgewiesener Experte in Sachen Schüßler-Salz-Therapie. Jörgensen ist
Heilpraktiker seit 1962 und Vizepräsident des Biochemischen Bundes
Deutschlands. Viele Jahre war er Mitglied der wissenschaftlichen Aufbereitungskommission
für Mineralstoffe und Vitamine beim Bundesgesundheitsamt.
Calcium ( Ca) ist ein zweiwertiges Kation
mit der Atommasse 40,08, Ordnungszahl 20,
Dichte 1,55 g/ccm, Schmelzpunkt 838 °C, Siedepunkt 1440 °C.
Silberweißes, zähes Metall.
Vorkommen: Kalzit, Anhydrit, Fluorit, Apatit, Dolomit, Gips, Anorthit.
Wir alle kennen eine hervorragende Eigenschaft des Calciums: Der Maurer
macht Mörtel daraus, mit dem er haltbare Wände für Jahre und Jahrhunderte
aufbaut. Diese Festigkeit nutzt unser Skelett, das durch Calciumeinlagerungen
stabil und fest wird und uns den aufrechten Gang überhaupt erst ermöglicht.
Vielleicht täte manchen Menschen ein bißchen Calcium in der Seele auch ganz gut
- wegen des aufrechten Ganges.
Im menschlichen Skelett sind ca. 1,5 kg reines Calcium eingelagert. Das
ganze Skelett wiegt etwa 7 kg. In der mir angeborenen Bosigkeit kann ich mir
diesen Hinweis nicht verkneifen, um all' jenen, deren Badezimmerwaage so
niederträchtig ausschlägt, den Wind aus den Segeln zu nehmen. Es ist nicht der
"schwere Knochenbau", es sind die Kartoffelchips und Pilsner.
Die Calcium-Verbindung im Knochen heißt Apatit und ist teils
Calciumphosphatchlorid, teils Calciumphosphatfluorid. Fluorid-Apatit ist
härter, was die Biochemie seit 120 Jahren mit dem Mittel Calciumfluorid (Nr.1)
ausnutzt, um der Osteoporose und der Karies vorzubeugen.
Im Gegensatz zur Mauer des Maurers ist der Knochen keine totes Gewebe,
das einmal aufgebaut nun für den Rest des Lebens halten muß. Knochen ist ein
Gewebe mit großer Oberfläche und außerordentlich regem Stoffwechsel. Ein Gramm
Knochenmasse hat ca. 100 qm Oberfläche, und ständig wird Calcium eingebaut und
wieder abgebaut. Der Einbau wird unter anderem durch Thyreocalcitonin und
Vitamin D3 gesteuert, der Abbau durch Parathormon, Vitamin C und
Cortison.
Während im Knochen Calcium kilogrammweise vorkommt, begnügt sich das
Blut mit Milligramm-Mengen. Der Größenunterschied entspricht 6 Zehnerpotenzen,
also homöopathisch einer D6. Und in den Mitochondrien, der Energiebatterie der
Zelle, genügen noch viel winzigere Mengen Calcium, um bei ihrer Freisetzung
einen Nervenimpuls in eine Muskelkontraktion umzuwandeln. Da mag über die
kleinen homöopathischen Größen noch lachen, wer will, er dokumentiert nur sein
mangelndes mathematisches Verständnis.
Im Blut muß stets eine ausreichende Calcium-Konzentration von 9 - 11 mg
pro Deziliter Blut vorhanden sein. Sinkt der Spiegel unter diese Norm, kommt es
zu Muskelkrämpfen, der Tetanie, beginnend an den Gesichts-, Arm- und
Beinmuskeln, im weiteren Verlauf aber dann auf die Atemmusulatur übergreifend.
Ohne Atmung kein Leben ! Überall, wo Abweichungen im Stoffwechsel mit dem Leben
nicht vereinbar sind, verfügt der Organismus über Schutzmechanismen, die unser
Leben bewahren. Nehmen wir nicht genügend Calcium mit der Nahrung auf, weil wir
versäumt haben, unser Rührei mitsamt der Schale anzurichten, dann holt sich
unser Blut das benötigte Calcium eben aus dem riesigen 1,5 kg reichen
Knochenvorrat.
Wir brauchen täglich etwa 0,8 bis 1 Gramm Calcium, Schwangere und
Stillende etwa das doppelte, sie müssen ja ein zweites Skelett aufbauen.
Ernährungsstudien zeigen, daß sich der durchschnittliche Mittel-Europäer nicht
hinreichend mit Calcium über die Nahrung versorgt. Rechnen Sie einmal mit: wenn
an den 1000 mg/tgl. nur 5%, also 50 mg, fehlen, dann sind das am Tag....in der
Woche ...im Monat....im Jahr.....in 40 Jahren... - haben Sie mitgerechnet ? Es
sind in 40 Jahren 730 Gramm, also nahezu die Hälfte unserer Skelett-Reserven.
Und diese Krankheit nennen wir Osteoporose.
Vierzig Jahre Calcium-Mangelernährung, verschlimmert durch
Bewegungsarmut, das ist die Ursache der Osteoporose, und nicht etwa, wie der
Zeitpunkt der ersten Symptome suggeriert, der klimakteriumsbedingte
Östrogen-Mangel. Wäre die Osteoporose, wie heute unsinnigerweise postuliert
wird, eine Östrogen-Mangelkrankheit, dann müßten ja alle Männer im Rollstuhl
sitzen, denn sie haben deutlich weniger Östrogen in ihrem Blut als die älteste
noch lebende Dame. Trotzdem kann sich kaum eine auf die Wechseljahre zugehende
Frau den Einflüsterungen ihres Orthopäden und Gynäkologen erwehren, die ihr
unbedingt wegen der Osteoporose-Prophylaxe ein Östrogen-Pflaster "aufs
Auge drücken" wollen.
Der Witz bei der Geschichte: vor knapp 15 Jahren haben wir in der Medizin
genau das Gegenteil getan. Wir haben allen Osteoporose-verdächtigen
klimakterischen Frauen Androgene, den männliche Hormonen verwandte Substanzen,
verabreicht. Mit durchschlagenden Erfolgen. Zwar nicht für die Osteoporose,
sondern für die Firmen Siemens und Braun, die daraufhin einen
Damenrasierapparat kreierten. Und zum Leidwesen aller Kirchenchöre, die seitdem
keine Sopranstimmen mehr haben, nur noch Altstimmen.
Zur Therapie der Osteoporose ist also in allererster Linie Calcium
notwendig. Besser noch, man versorgt sich ein ganzes Leben lang ausreichend mit
Calcium, damit es erst gar nicht zur Knochenentkalkung kommt. Die
Standardempfehlung, reichlich Milch und Milchprodukte, ist ein zweischneidiges
Schwert. Milch ist nicht nur calciumreich, sondern auch eiweißreich, und Eiweiß
im Übermaß ist ein Säuerungsfaktor. Das Milch-Calcium-Angebot macht wenig Sinn,
wenn zugleich die Entkalkung durch den Säurefaktor wieder gefördert wird.
Besser ist naturbelassenes, nicht ausgemahlenes Getreide. Auch mit ganz normalem
Leitungswasser wird ein beträchtlicher Teil des Calciumbedarfes gedeckt.
Reicht die Versorgung aus der Nahrung nicht aus, muß mit
Calcium-Präparaten nachgeholfen werden. Bei geringen Mängeln hilft die
Biochemische Tablette Nr. 2 (Calciumphosphat D6). Je ausgeprägter der Mangel,
desto mehr muß man sich der Ursubstanz nähern. Das kann eine D3 sein, das
können auch schulmedizinische Calciumtabletten oder Mineralmischtabletten sein.
Bei sehr hoch dosierten Mono-Präparaten kann es zu Problemen kommen, weil dem
Calcium die zu seiner Verwertung nötigen mineralischen Partner fehlen. Das
Calcium:Phosphat-Verhältnis therapeutischer Gaben sollte etwa bei 1,5:1
liegen.
Calcium zu schlucken ist kein Problem. Resorbiert wird das Zeugs auch,
abhängig von der Versorgungslage. Aber wie sage ich dem Calcium, daß es in den
Knochen hineingehen soll und nicht spornstreichs über die Niere wieder den
Körper verläßt, und - wenn man Pech hat - dabei im Vorübergehen ein paar Nierensteinchen
erzeugt ? Alle therapeutischen Bemühungen der Medizin versuchen, hier den Hebel
anzusetzen. Ob männliche oder weibliche Hormone, ob Calcitonin, die
hitzewallenden "Lachsspritzen", ob Vitamin D, immer zielt man darauf,
den Calcium-Einbau in das Skelett zu fördern.
Der physiologische Reiz jedoch, der das Calcium in den Knochen treibt,
ist die Belastung der Spongiosa, jenes bindegewebigen Grundgerüstes des
Knochens, auf Zug, auf Druck, auf Dehnung, auf Drehung. Und damit sind die
wirksamen Therapien beeieinander: Calcium und Bewegung ! Natürlich kann die
90jährige Urahne nach dem Oberschenkelhalsbruch nicht plötzlich anfangen,
Trampolin zu springen. Aber es ändert nichts daran: Bewegung, sorgsam
abgestuft, ist unabdinglich, will man sich nicht resignierend mit dem
Fortschreiten der Krankheit abfinden. Stützkorsett und Gipsbett sind
kontraproduktiv.
Fluor-Apatit ist härter. Mit der Biochemischen Tablette Nr. 1
(Calciumfluorid D12) hat sich seit 120 Jahren eine moderate Härtung des
Knochens bewährt. Zur Calciumergänzung ist die D12 nicht geeignet. Die härtende
Eigenschaft des Fluors nutzt inzwischen auch die Schulmedizin mit
Fluor-Tabletten im mg-Bereich. Das wäre, homöopathisch gedacht, eine D3. In
diesen Tabletten ist die Fluor-Dosis also tausendmillionenfach höher als in der
bewährten Biochemie, hart an der Grenze zur Toxizität. Diese Tabletten bekommt
Oma gegen die Osteoporose und Enkeltöchterchen im Kindergarten gegen die
Karies. Aber: Glück und Glas, wie leicht bricht das. Je härter der Knochen,
desto leichter bricht er. Es gibt Studien, die aufzeigen, daß massiv mit
Fluoriden behandelte Osteoporosen eine höhere Frakturrate haben, als
unbehandelte.
Das Thema "Trinkwasser-Fluoridierung" scheint glücklicherweise
vom Tisch zu sein. Unser Lebensmittelgesetz ließe das per Ausnahmegenehmigung
zwar zu, aber offenbar haben die Warner laut genug geschrieen. Eine
erschreckende Vorstellung, daß man Medikamente unkontrolliert der ganzen
Bevölkerung mit dem Trinkwasser verabfolgen könnte, ob es jemand braucht oder
nicht. Da ja offenbar große Bevölkerungsteile auch am
"Valiummangelsyndrom" leiden, wäre das dann vielleicht die nächste
Zwangsmedikation. Und aufmüpfige Studenten gäbe es dann nicht mehr.
Statt dessen versucht man es nun mit dem Speisesalz. Iodiertes Salz wird
schon weithin verwendet. Durch Wegfall der Deklarationspflicht für bestimmte
Lebensmittel wurde die Verwendung den Bäckern und Fleischern schmackhaft
gemacht. Der nächste Schritt könnte die Fluoridierung sein. Machen Sie beim
Einkauf die Augen auf und fragen Sie nach.
Calciumsulfat, in der Biochemie klassisch Calcium sulfuricum genannt,
steht als Nummer 12 einsam am Schluß der Biochemischen Palette. Schüßler hat
das Mittel zunächst in sein Konzept eingebaut, es später aber nicht mehr für essentiell
gehalten. Dennoch hat es einen festen Platz in der Therapie überzeugter
Biochemiker. Calciumsulfat ist nichts anderes als der Gips, mit dem Sie vor dem
Tapezieren die Nagellöcher in der Wand verschmieren. Die wichtigste Indikation
für Calcium sulfuricum ist das gebrochene Bein. Hier jedoch nicht als
D6-Tablette, sondern als Gipsverband drumherum.
Während Calcium im Knochen kilogrammweise vorhanden ist, kommt das Blut
mit winzigen Mengen im Milligramm-Bereich aus. Der normale Calciumspiegel im
Blutserum liegt zwischen 9 - 11 mg pro Deziliter Blut. Ein Absinken unter diese
Norm führt zu Muskelkrämpfen, der Tetanie. Genau genommen ist dafür nicht
allein der absolute Calciumspiegel verantwortlich, sondern das Verhältnis
Kalium zu Calcium. Der
normale Kaliumspiegel beträgt 18 - 22 mg/dl, also genau das doppelte vom
Calcium. Da Calcium bei nahezu gleichem Atomgewicht jedoch zweiwertig ist,
jedes Mol also zweifach wirksam wird, entwickeln beide die gleiche chemische
Aktivität, trotz des großen Gewichtsunterschiedes. Ihr Wirksamkeitsverhältnis
ist 1:1.
Hieran wird besonders deutlich, daß nicht immer die absoluten Mengen,
sondern mehr noch die Relationen der einzelnen Mineralien zueinander von
Bedeutung sind. Die Mengenrelation verschiebt sich beträchtlich, ob nun das
eine am unteren Ende und das andere am oberen Ende des Normalbereiches liegt,
oder umgekehrt.
Beispiel:
|
||
Ca |
K |
Verhältnis |
11 |
18 |
1,6 |
9 |
22 |
2,4 |
Das Verhältnis hat sich um 50% verschoben, obwohl beide im Normbereich
lagen
Eine der wichtigsten Calcium-Funktionen im Blut ist die Blutgerinnung.
Nahezu alle Phasen der Gerinnung sind calciumabhängig. Damit das Blut in dem
langen Röhrchen, mit dem der Arzt die Sekungsgeschwindigkeit der roten
Blutkörperchen mißt, nicht gerinnt, wird das Calcium an eine Säure, z.B.
Natriumzitrat oder Aethylendiamintetraessigsäure (EDTA), gebunden. Jede
Hausfrau kennt diese Eigenschaft der Säure, Calcium an sich zu binden. Mit
Essig- oder Salzsäure reingt sie die Badezimmerarmaturen und das WC von den
Kalkspuren des Wassers. Das bedeutet aber auch, daß eine allzugroße Säurezufuhr
mit der Nahrung zur Knochenentkalkung beiträgt.
Eine Zeitlang machte die Chelattherapie in der Naturheilkunde die Runde,
bei der man mittels Säure-Infusionen Calcium aus dem Gefäßnetz herauslösen
wollte, um der Arterien-"Verkalkung" entgegenzuwirken. Man verkannte
dabei, daß die Verengung der Gefäße nicht primär auf Kalk- sondern auf
Fetteinlagerungen zurückzuführen ist. Das Calcium, das man bei Autopsien findet,
dient im Endstadium dem Schutz der Gefäße. Mit der Chelattherapie kommt es
zwangsläufig zu einer massiven Calcium- und Magnesium-Verarmung im
Stoffwechsel.
Eine verstärkte Blutungsneigung kann mithin auf einen Calciummangel
hindeuten, bedarf bei Dauerhaftigkeit jedoch der ärztlichen Abklärung. Erste
Maßnahme jedoch, wenn man zu jenen Menschen gehört, die bereits einen dicken
blauen Fleck am Oberschenkel bekommen, wenn sie nur an einer Tischecke
vorübergehen, ist der Versuch, Calcium anzureichern.
Ebenfalls die Wundheilung und Vernarbung braucht Calcium. Der Patient
mit dem "schlechten Heilfleisch" muß seinen Calcium-Haushalt
aufforsten.
Zellmembranen und Gefäße werden durch Calcium abgedichtet. Auf diese
Weise wirkt Calcium sowohl beim Ruhe- wie auch beim Aktionspotential der
Nerven- und Muskelzellen mit und senkt eine Übererregbarkeit ebenso, wie es
eine Untererregbarkeit anhebt.
Bei Allergien wird durch diese Membrandichtung die Ausschüttung des
juckreizauslösenden Gewebshormons Histamin aus den Mastzellen verhindert,
zumindest vermindert. Darum war früher die intravenöse Calciumspritze bei der
Allergie und beim Wespenstich das Mittel der Wahl. Heute greift man eher zu
Antihistaminica, die jedoch müde machen und die Verkehrstüchtigkeit
beeinträchtigen. Zurück zum Calcium wäre gar nicht so verkehrt. Jedoch Achtung:
beim digitalisierten Patienten ist die i.v.-Calcium-Spritze kontraindiziert.
(Ein digitalisierter Patient ist nicht etwa in Computerzahlen umgewandelt, er
steht unter dem Medikament Digitalis, dem Fingerhut).
Auch die Zelladhäsion, das Aneinanderhaften von Zellverbänden, ist
calciumabhängig. Daß die Leberzellen nicht überall im Körper herumgeistern,
wird durch die Kapsel drumherum verhindert. Es gibt aber eine Krankheit, bei
der wir - wie der Teufel das Weihwasser - fürchten, einzelne Zellen könnten
sich lösen und auf dem Blut- oder Lymphweg irgendwohin wandern, wo sie sich
dann niederlassen und vermehren: Krebs mit der Metastasenausstreu. Ich möchte
nicht mißverstanden werden: Calcium ist sicher kein Krebsheilmittel. Aber in
jenen Zeiten, in denen das Risiko der Metastasenaussstreu besonders groß ist,
gehört eine massive Calcium-Anreicherung zur Prophylaxe, z.B. vor tastenden
Untersuchungen, einer diagnostischen Biopsie, vor allem aber natürlich im Vor-
und Umfeld einer Krebs-Operation.
Um einen Nervenimpuls in eine Muskelkontraktion umzuwandeln wird Calcium
aus den Mitochondrien in die Muskelzelle freigesetzt. In wenigen Millisekunden
steigt hier die Calciumkonzentration um das 500fache aus dem Nanogrammbereich
in den Mikrogrammbereich, immerhin nochmals 3-4 Zehnerpotenzen niedriger als im
Blut. Diese Calciumausschüttung läßt sich durch Calcium-Antagonisten
(Gegenspieler) hemmen. Darum wird diese Substanzgruppe auch gegen Spasmen der
Herzkranzgefäße eingesetzt. Magnesium ist ein natürlicher Calcium-Antagonist
und erfüllt den gleichen Zweck.
Der Fingerhut (Digitalis) verstärkt die Kontraktion des Herzmuskels.
Läßt mit langdauernder Therapie diese Wirkung nach, kann das an einer
Calcium-Verarmung liegen. Therapeutisch frischen Calciumgaben den
Digitaliseffekt wieder auf. Aber bitte nicht intravenös !
Auch die Oxytocinwirkung am Uterus, d.h. die Auslösung und Verstärkung
der Wehen unter der Geburt, wird durch Calcium begünstigt. Weil man Beispiele
besser behält, als die reine Auflistung von Wirkungen, hier ein
"Döntje": Mein Vater und ich haben am gleichen Tag Geburtstag. Meine
älteste Tochter wurde etwa zu diesem Tag erwartet. Am Vorabend des Geburtstages
hat meine Frau noch ein Gläschen Sekt getrunken, eine kräftige Dosis Calcium
geschluckt - und pünktlich am Festtag um 7 Uhr war das Töchterchen da. Ich
überlasse es Ihnen, zu grübeln: war's der Sekt, war's das Calcium oder war's
einfach der fällige Termin ? Aber Sie werden über diese Geschichte nie mehr
vergessen, was Calcium so alles tun kann.
Der gute alte Dr. Schüßler hat Calcium phosphoricum, die Nummer 2 aus
der Biochemie-Reihe, aber zu einem ganz anderen Zweck eingesetzt. Zum Gelächter
seiner Kollegen hat er es gegen die "Bleichsucht" verordnet, und
trotz des Gelächters offenbar mit ganz achtbaren Erfolgen.
Die Bleichsucht war eine Form der Blutarmut, die auf Eisen nicht
ansprach. Die Betroffenen siechten immer mehr dahin, bis sie schließlich der
harmlosesten Infektion zum Opfer fielen. Die Krankheit war unheilbar und hieß
darum auch perniziöse (bösartige) Anämie. Heute wissen wir, daß diese Form der
Blutarmut durch einen Mangel an Vitamin B12 entsteht. Vitamin B12
aber wird im Darm erst mit Hilfe der Bakterienflora synthetisiert. Bei einer
gestörten Darmfunktion ist auch dieser Mechanismus gestört und es kommt zur
perniziösen Anämie.
Erschrecken Sie nicht, wenn auf Ihrem Krankenbericht von der perniziösen
Anämie die Rede ist. Heute kennen wir den Zusammenhang und können die Krankheit
mit einer einzigen Vitamin-B12-Spritze in den Griff bekommen. Zu
Schüßlers Zeiten aber war sie tödlich.
Die Darmflora wird gestört, wenn die Bauchspeicheldrüse nicht genügend
Verdauungsenzyme ausschüttet, ein Problem, das übrigens heute weit verbreitet
ist. Alle drei wichtigen Verdauungsenzyme der Bauchspeicheldrüse aber sind
calciumabhängig. Die das Fett verdauende Lipase wird durch Calcium aktiviert,
das für's Eiweiß zuständige Trypsin wird durch Calcium stabilisiert und die die
Kohlenhydrate spaltende Amylase ist eine Calcium-Zink-Verbindung. Ohne
ausreichend Calcium funktionieren sie alle drei nicht, und Schüßler hat ganz
offensichtlich über die Aktivierung der Bauchspeicheldrüse den
Perniziosa-Patienten zumindest Besserung gebracht, woran man bis heute sehen kann,
welch exzellenter Beobachter er war.
Heute käme niemand mehr auf die Idee, die perniziöse Anämie mit Calcium
zu behandeln, Vitamin B12 aus der Spritze ist das Mittel der Wahl. Aber die
vielen weit verbreiteten Pankreasschwächen, die sich durch Blähungen, Aufstoßen
und Völlegefühl zeigen, rechtfertigen zumindest einen Versuch mit
Calcium.
Alle Ernährungsstudien zeigen auf, daß die mitteleuropäische Mischkost
calciumarm ist und den Bedarf der Menschen nicht deckt. Wer sich zudem von
Milkyway, Coca-Cola und pommes frites ernährt, darf sich über frühe
Mangelsymptome nicht wundern. Eine vollwertige Ernährung sollte
abwechslungsreich sein und das volle Korn statt des ausgemahlenen,
ausgeschleuderten mineralverarmten Weißmehles beinhalten. Milchprodukte enthalten
zwar viel Calcium, aber auch viel Eiweiß, womit ein Teil des Calciumvorteiles
wieder zunichte gemacht wird.
Sogenannte Chelatbildner, Säuren, die das Calcium fest verkrallt so an
sich binden, daß es nicht mehr freigegeben wird und darum auch nicht mehr für
den Stoffwechsel zur Verfügung steht, beeinträchtigen natürlich die Resorption.
Oxalsäure aus Tomaten und Rhabarber, sowie die Phytinsäuren aus Tee und Kaffee
zählen dazu. Übrigens, auch im Getreide sind Phytinsäuren. Da geisterte doch
kürzlich eine Notiz durch die Gazetten, wer viel Getreide äße, würde einen
Calciummangel erzeugen, weil die Phytinsäure das Calcium binden würde. Seien
Sie beruhigt, das bißchen Phytin reicht nicht aus, um die großen Calciummengen
im Korn zu binden, es bleibt immer noch genug für den, der das Korn
verzehrt.
Machen Sie jedoch aus dem häßlich-grauen mineralreichen Korn durch den
Hinauswurf der nützlichen Mineralien ein hübsch-weißes, dafür aber wertloses
mineralarmes Mehl der Type 405, dann trifft zu, was ein Kollege einmal sehr
uncharmant gesagt hat: Das Oldenburger Pferd verdankt seinen Weltruhm der
Dummheit der Oldenburger Bauern. Die haben ihren Pferden die (mineralreiche)
Kleie zum Fraß vorgeworfen und selbst das weiße Mehl gegessen.
Oder lassen Sie mich einen anderen Kollegen zitieren:
Die Überernährung ist auf den Hunger nach Vitalstoffen zurückzuführen !