Hans-Heinrich Jörgensen
Ein
ausgewiesener Experte in Sachen Schüßler-Salz-Therapie. Jörgensen ist
Heilpraktiker seit 1962 und Vizepräsident des Biochemischen Bundes
Deutschlands. Viele Jahre war er Mitglied der wissenschaftlichen
Aufbereitungskommission für Mineralstoffe und Vitamine beim
Bundesgesundheitsamt.
Natrium (Na) (engl. Sodium) ist ein einwertiges Kation
mit der Ordnungszahl 11 und der Atommasse 22,99.
Dichte 0,97 g/ccm, Schmelztemp. 98°C, Siedetemp. 892 °C.
Silberglänzendes weiches Metall
Vorkommen: Steinsalz, Chilesalpeter, Kryolith, Albit
Zugegeben,
mit dem Natrium habe ich in der Biochemie etwas Schwierigkeiten, denn
Mangelerscheinungen gibt es nur in Ausnahmefällen, z.B. bei extrem starkem
Schwitzen. Vielmehr führen wir uns mit der hierzulande üblichen Kost nahezu die
20fache Menge dessen, was wir bräuchten, zu. Es gibt also eher ein Überangebot
als einen Mangel an Natrium. Noch zu Dr.Schüßlers
Zeiten war das anders. Natrium, ohne Frage ein lebenswichtiges Mineral, war
damals noch knapp und teuer. Noch früher sind Städte, die sich glücklich
schätzten, Salzvorkommen in ihrem Bereich zu finden, wohlhabend und groß
geworden. Die Nord-Süd-Straßen Europas waren entweder Ochsentreibwege,
Heerstraßen (was sich ähnelt) oder Salzstraßen. Natrium bindet im Körper
Wasser. Die physiologische oder isotonische Kochsalzlösung, jene Flüssigkeit,
mit der Injektionen und Infusionen aufgelöst werden, entspricht genau der
Wasserbindungsfähigkeit menschlichen Gewebes. Es handelt sich um eine 0,9%ige
Lösung, d.h. 9 Gramm Kochsalz sind in einem Liter Wasser gelöst. 9 Gramm Kochsalz,
Natriumchlorid, binden also einen Liter Wasser im Körper. Essen wir 9 Gramm
Kochsalz zuviel, dann ist auch ein Liter Wasser zuviel in unserem Blut
gebunden, zwar nur vorübergehend auf dem Weg zur Niere, aber immerhin. Zwänge
ich in ein vorgegebenes Gefäßvolumen, das Adernetz, plötzlich einen Liter
mehr als vorgesehen, dann wird der Druck, den die Flüssigkeit auf die
Gefäßwände ausübt, entsprechend höher. Das ist die Ursache vieler leichter
bis mittlerer Blutdruckerhöhungen. Die schulmedizinische Therapie besteht
daher auch in erster Linie darin, Natriumchlorid an der Niere herauszuziehen,
und damit auch das überflüssige Wasser. Einfacher wäre es, in der Küche den
Salzstreuer etwas seltener zu benutzen. Man hat in der Medizin
lange gerätselt, ob Natrium, ob Chlor, oder ob beide gemeinsam als
Natriumchlorid den Blutdruck hoch treiben. Vieles spricht dafür, daß es
vielmehr das verschobene Gleichgewicht zwischen Natrium und Kalium ist. Und
damit bietet sich eine zweite Therapie an: entweder Natrium-Entzug oder
vermehrte Kalium-Zufuhr, um das Gleichgewicht wieder herzustellen. In der
Tat, beides funktioniert. Und eine dritte
Möglichkeit kommt hier zum Tragen, die homöopathische Ähnlichkeitsregel. Mit
homöopathisch aufbereiteten Stoffen bekämpft man jene Symptome, die der
gleiche Stoff in seiner Urkonzentration erzeugt. Und wenn denn Natriumchlorid
als Ursalz den Blutdruck hoch treibt, dann läßt sich Natriumchlorid in
entsprechend hoher homöopathischer Potenz zur Behandlung dieser
Natrium-Intoxikation anwenden. Das sollte dann allerdings im Gegensatz zur
üblichen D6 schon eine D9 oder D12 sein. Schüßlers klassische
Anwendungsgebiete, wie sie heute noch in unseren Schriften stehen,
Tränenfluß, Fließschnupfen, wässriger Ausfluß, Wasseraufwulken, lassen sich
dadurch beeinflussen, daß das Wasser durch die Natriumergänzung im Körper
festgehalten wird, und der Fluß damit zum Stehen kommt. Eindeutig also
allopathische Indikationen. Bei der Gelegenheit ein
Wort zu Mineralwässern, die gerne von der irrigen Vorstellung profitieren,
sie seien gesünder als Leitungswasser. Hierzu empfiehlt es sich, eine
Information der Stiftung Warentest einzuholen. Jede Mineralwasserflasche
enthält Angaben über die Zusammensetzung des Wassers. Ein Blick darauf ist
sinnvoll. Wenn hinter den Buchstaben "Na" für Natrium die größte
Zahl steht, dann ist das ein natriumreiches Wasser und zumindest für
Hochdruckpatienten wenig geeignet. Suchen Sie nach Wässern, die viel Calcium
(Ca) oder Magnesium (Mg) enthalten. Damit fahren Sie besser. Im englischen Sprachraum
spricht man nicht von Natrium, dort heißt es Sodium. Soda, mit dem früher die
Hausfrauen das Wasser enthärtet haben, ist Natriumcarbonat. Und
Natriumhydrogencarbonat (Natron) ist Bestandteil der meisten
Entsäuerungsmittel. Zu bedenken ist jedoch, daß mit jedem basischen
Hydrogencarbonat-Molekül auch ein wasserbindendes Natrium-Atom in den
Kreislauf gelangt. Mit Natriumhydroxid
(Ätznatron) macht die fleißige Hausfrau alte Fußböden neu. Natriumnitrit als
Pökelsalz ist nicht mehr erlaubt, dafür reinigt Natriumsulfat, biochemsich
die Nr. 10, Glaubersalz, den Darm. Natriumglutamat, in Fertigspeisen als
Geschmacksverstärker eingesetzt, reichert uns noch mehr mit Natrium an.
Faszinierend ist, was Dr.
Schüßler zu seiner Nr. 9, Natrium phosphoricum, schreibt. Es mutet fast
an, als hätte er hellseherische Qualitäten gehabt, denn alles, was wir heute
über den Säure-Basen-Haushalt wissen, ist sehr junges medizinisches
Erkenntnismaterial und konnte ihm noch nicht bekannt sein. Schüßler empfiehlt
die Nr.9 gegen Milchsäure-, Harnsäure- und Kohlensäure-Überschuß. Richtig
ist, daß Phosphate hervorragende Puffersubstanzen sind. Bei der heutigen
natriumreichen Ernährung würde ich zum Entsäuern jedoch lieber natriumfreie
Substanzen suchen. |