Hans-Heinrich Jörgensen
Ein
ausgewiesener Experte in Sachen Schüßler-Salz-Therapie. Jörgensen ist
Heilpraktiker seit 1962 und Vizepräsident des Biochemischen Bundes
Deutschlands. Viele Jahre war er Mitglied der wissenschaftlichen Aufbereitungskommission
für Mineralstoffe und Vitamine beim Bundesgesundheitsamt.
Zink ( Zn ) ist ein zweiwertiges Kation
mit der Atommasse 65,38 und der Ordnungszahl 30.
Dichte 7,13 g/ccm, Schmelzp. 420 C., Siedetemp. 906 C.
Bläulich-weißes Metall
Vorkommen: Zinkblende, Zinkspat, Hemimorphit.
Das Spurenelement Zink ist mir besonders ans Herz gewachsen, weil ich
einmal mit der Verordnung einer zinkhaltigen Mineraltabletten für eine Hautgeschichte, einem zeugungsunfähigen Manne zu einem Kinde
verholfen habe, dessen Pate ich dann werden durfte. Die Prostata ist das
Organ mit dem höchsten Zinkgehalt, gefolgt von der Bauchspeicheldrüse und den
Augen. Ohne Zink im Prostatasekret sind die Spermien unbeweglich. Darum hilft
Zink bei der Impotentia generandi, der Unfruchtbarkeit infolge mangelnder
Spermienmotilität. Ob es auch bei der leidigen anderen Form der Impotenz hilft,
kann ich bis jetzt noch nicht beurteilen. Aber wenn man bedenkt, daß Austern
das Nahrungsmittel mit dem höchsten Zinkgehalt sind, dann hängt die Tatsache,
daß in gewissen Erwartungssituationen so gerne Austern verzehrt werden, ja
vielleicht mit Erfahrunsgheilkunde zusammen.
Streß, besser Dysstreß, führt zu Zinkverlusten mit dem Urin. Diuretika
übrigens auch. Vielleicht ist das mit ein Grund für die Immunschwäche im
Kummer, denn Zink ist eines der wichtigsten Metalle in der
Immunkompetenz.
Im Thymus reifen die so wichtigen T-Lymphozyten unter der Einwirkung von
Thymulin heran. Dazu ist Zink als Co-Faktor erforderlich und kann auch durch
kein anderes Element dabei ersetzt werden. Das ist übrigens das entscheidende Kriterium, um
ein Element als "essentiell" zu bezeichnen. Bei einem Zinkmangel
sinkt die Thymusaktivität. Die Zahl der Lymphozyten und der T4-Helferzellen
geht stark zurück, die Phagozytose wird vermindert. Die
Antikörperproduktion sinkt und die Interleukin-2-Sekretion geht zurück. Interleukin-2
wiederum ist der notwendige Stimulator für die T-Lymphozyten und Killerzellen.
Kurz: das gesamte Immunsystem wird bedenklich in seiner Kompetenz
reduziert.
Das Nachlassen der Immunreaktion im Alter ist nicht so sehr auf ein
vermindertes Potential zurückzuführen, sondern auf eine verringerte
Reaktionsgeschwindigkeit. Die aber läßt sich durch Zink steigern. Eine
deutliche Zunahme der Immunkompetenz durch Zinkgaben konnte bei alten Menschen
beobachtet werden. Es gibt auch Hinweise darauf, daß ein intrazellulärer
Zinkmangel ganz wesentlich am Alterungsprozeß überhaupt beteiligt ist, ist doch
die DNA-Neubildung, -reparatur und -übertragung zinkabhängig.
Die typischen allergischen und pseudoallergischen Erscheinungen auf der
Haut oder den Schleimhäuten, zum Beispiel der Juckreiz, die Schwellung, die
Schleimabsonderung, werden durch Histamin ausgelöst, einem Gewebshormon, das
aus instabilen Mastzellen freigesetzt wird. Diese Histaminfreisetzung wird
durch Zink gebremst. Die Mastzellen werden stabiler. Darum gilt Zink - in
welcher Form auch immer - als wirksames Soforttherapeutikum bei allen
allergischen Erkrankungen. Der Asthma-Patient, der Neurodermitis-Patient - sie
alle reagieren dankbar auf Zink, insbesondere wenn es kombiniert mit
membrandichtendem Calcium, spasmolytischem Magnesium und
ruhepotentialstabilisierendem Kalium verabreicht wird.
Und dann ist da die Sache mit dem Metallothionein, dem wohl wichtigsten
Transportsystem für metallische Ionen. "Metall-Taxe" nenne ich dieses
Transport-Eiweiß mit seinem hohen Zinkgehalt gerne, wenn ich meinen Patienten
die Funktion deutlich zu machen versuche. So wie eine Taxe einen Fahrersitz und
mehrere Plätze für die Fahrgäste hat, so weist dieses Metallothionein-Molekül
sieben Metallbindungszentren auf. Eines davon muß mit Zink besetzt sein. Ohne
Fahrer nutzt auch die Taxe nichts. Die anderen sechs freien Plätze aber können
mit toxischen Schwermetallen, wie z.B. Cadmium oder Quecksilber, besetzt
werden. Selbst vollbesetzt ist dieses Eiweißmolekül noch so klein, daß es
nierengängig ist. So fährt denn die Taxe zum Stadttor hinaus. Metallothionein
ist die einzige Möglichkeit, uns von toxischen Metallbelastungen wieder zu
befreien !
Zink ist als Bestandteil der Carboanhydrase zudem das wichtigste
Steuerinstrument unseres Säure-Basen-Haushaltes. Die Ausscheidung
überschüssiger Säure über die Niere wird durch die Carboanhydrase erst möglich.
Kann dieses Enzym nicht wirken, weil ihm das nötige Zink fehlt, oder weil es durch
eine bestimmte Gruppe diuretischer Medikamente gehemmt wird, dann wird auch
keine Säure ausgeschieden. Aber das wäre ein eigenes abendfüllendes Thema.
Eines muß hier doch gesagt werden: keines der über 10 000 Enzyme in unserem
Stoffwechsel kann optimal arbeiten, wenn es dort zu sauer wird. Und ohne Zink
wird es sauer !
Es gibt gute Gründe, anzunehmen, daß die intrazelluläre Hyperazidität,
die durch das Einshiften dissoziierter H+-Ionen anstelle fehlender
Kaliumionen in das Zellinnere entsteht, möglicherweise an der Krebsentstehung
mitbeteiligt ist. Warburg und Seeger, die frühen Warner vor der Zellgärung, und
was ist das anderes als eine Übersäuerung, lagen so verkehrt sicher
nicht.
Lassen Sie mich für Ihren abendlichen Heimweg nach feucht-fröhlicher
Runde noch zwei Zink-Eigenschaften erwähnen, die unmittelbar mit Ihrer
Immunität zu tun haben könnten:
Zink ist für die Hell-Dunkel-Adaption im Auge notwendig - nicht nur
Vitamin A. Zink verwandelt Retinol in das wirksame Retinal. Nachtblindheit kann
also auch auf einen Zinkmangel hindeuten.
Und: Die Alkoholdehydrogenase, die in einer First-pass-Oxidation Alkohol
schon in der Magenmukosa abbaut, ist ein Zinkenzym. Ein Zinkmangel hemmt die
Alkoholdehydrogenase und läßt dadurch den Alkoholspiegel steigen. Mein Rat an
Sie: verbrauchen Sie nicht Ihren ganzen Zinkvorrat für die
Alkoholdehydrogenase. Wenn Sie dann nachtblind unsicher fahren, dann könnte es
sein, daß Sie auf die Immunität eines Abgeordneten angewiesen sind.