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Drachenwut's PolitikblogPolitische KorrektheitPolitische Korrektheit (dengl. pollitickel koräktnäss) ist heutzutage, dass logisch-auf sich beruhende Gegenteil von faktischer Korrektheit. |
Wie
viel Israel-Kritik darf es denn sein?
Evelyn Hecht-Galinski
Schon im Vorfeld des heutigen Seminars gab es viele Angriffe und Unwahrheiten,
die Referenten und Teilnehmer zum Rückzug zwingen sollten. Besonders interessant
in diesem Zusammenhang erscheint mir die Tatsache, dass es auch und gerade so
genannte Antizionisten aus dem linken Spektrum waren, die massiv versuchten,
insbesondere gegen Gilad Atzmon und die Konferenz zu intrigieren.
Wie groß muss also auch die Angst vor der Wahrheit auch in
antizionistischen Organisationen sein, dass man so massiv dagegen vorgeht.
Sogar vor Drohungen, sich an den OB zu wenden, machte man nicht halt. Zwei
unserer Referentin/innen, die bereits ihre Teilnahme zugesagt hatten, hielten
scheinbar diesem Druck nicht stand.
Ich für meinen Teil lehne Nazivergleiche ab. Ich finde, diese sind wenig
hilfreich. Sprechen nicht die Untaten der israelischen Unrechtspolitik für sich
selbst und stellen den jüdischen Staat als das dar, was er ist – nämlich ein
rassistisches Regime, welches sich skrupellos über alle moralischen Bedenken
hinwegsetzt und mit unserer aller Hilfe den Palästinensern allen Lebensraum
nimmt. Da braucht es keine Vergleiche – das ist israelische und heutige Weltpolitik.
Lassen Sie mich an die Toten des Arabischen Frühlings denken, diese
Bürger und Bürgerinnen, die für Ihren Freiheitskampf ihr Leben gaben. Dies
steht im Gegensatz zu den Demonstrationen in Israel, denen es nicht um Freiheit
oder Frieden mit ihren Nachbarn geht, sondern nur um ihre eigenen sozialen
Belange.
Was muss eigentlich geschehen, bis die israelischen Demonstrationen sich
für einen gerechten Frieden mit den Palästinensern einsetzen. So stimmte David
Grossmann nicht zu, wenn er stolz auf diese Demonstranten ist. Nein, da gibt es
keinen Grund dafür, solange sich diese Demonstrationen nicht ändern.
Übrigens hatte eine armselige mehrtägige Antisemitismus Konferenz schon
im Vorfeld Stimmung gegen Cafe Palestine gemacht - interessanterweise mit anonymen,
d.h. unter Vornamen agierenden Einzelpersonen. Eine bessere kostenlose Werbung
hätten wir nicht haben können.
Haben wir es wirklich nötig uns als Antisemiten und schlimmer noch in
die Nähe von Holocaust Leugnern rücken zu lassen? Nein und nochmals nein. Ich
möchte nur Fragen zur Diskussion stellen und hoffe danach auf eine rege
Debatte:
• Warum wird das Israel Bild in den deutschen Medien und der deutschen
Politik immer noch so unaufrichtig dargestellt?
• Warum vergisst man ständig die palästinensische Seite, wenn man über
Israel in der Opferrolle spricht?
• Waren nicht gerade die Palästinenser schon vor und nach Staatsgründung
die wahren Opfer der jüdischen Einwanderer?
Die Zionisten und jüdischen Einwanderer, scherten sich von Beginn an
nicht darum, ob dort Palästinenser lebten. Die zionistische Ideologie dachte
nie daran, mit den Nachbarn in Eintracht zu leben, sondern verachtete oder
negierte diese Ureinwohner. Warum wird das so selten thematisiert?
• Warum wird die Nakba gerade auch in Deutschland, dem Land der
ehemaligen Täter, so selten herausgestellt und daran erinnert?
• Haben es nicht gerade in Deutschland die Palästinenser verdient auch
als Opfer dieser Folgen des Holocaust anerkannt zu werden?
• Warum wird der palästinensische Widerstand gegen israelische Willkür
immer als Terrorismus gebrandmarkt, israelische Terrorakte aber von Beginn an
als das Recht auf Selbstverteidigung bezeichnet?
Israel hat es von Beginn an geschafft diesen Mythos, dem ich auch einmal
erlegen war, in die Welt zu setzen, dass es ständiger Bedrohung ausgesetzt ist,
umgeben von Feinden die die armen Juden ins Meer werfen wollten.
• Ich frage: Warum wird Prof. Ilan Pappe so angegriffen - ein
israelischer Historiker, der diese Mythen entlarvte und das Gegenteil beweisen
konnte, dass es nämlich Zionisten waren, die Palästinenser ins Meer trieben!
Dieser wird z.B. in einer Wiener Zeitung als ein unseriöser Historiker
bezeichnet, und es wird mit allen Mitteln versucht gegen ihn mobil zu machen, überall,
wo er auftritt, ob in Deutschland oder Österreich. In diesem Zusammenhang
empfehle ich immer wieder sein Buch „Die ethnische Säuberung Palästinas“ als
Pflichtlektüre für jeden, der sich für die wirklichen Hintergründe des
Palästina Konfliktes interessiert.
• Warum werden diese Hintergründe niemals in deutschen Schulen, oder
Medien wirklich objektiv dargestellt?
• Ich frage Sie, ist es nicht auch gerade in Deutschland an der Zeit,
als so genannter Freund an Israel Kritik zu üben, oder sind wir schon so
gefangen in der Freundschaftsfalle?
• Warum stellt man nicht endlich die fundamentale Frage: Warum hat
Israel bis heute keine festen Grenzen. Warum hat Israel bis heute keine
Verfassung?
Weil sich nämlich ein jüdischer wie auch gleichzeitig demokratischer
Staat im Wege stehen. als demokratischer Staat ist Israel nämlich all seinen
Bürgern gleichermaßen verpflichtet. In Wirklichkeit werden seine
nicht-jüdischen Bürger im explizit jüdischen Staat in ihren Rechten aber
erheblich eingeschränkt.
• Ist es nicht unsere Pflicht als deutsche Staatsbürger mit unserem
weltweit anerkannten und richtungsweisenden Grundgesetz auf dieses Unrecht
hinzuweisen, anstatt dieses zu tolerieren?
• Warum darf Israel unter unseren medial wohlwollenden Augen Gaza
blockieren, mehr 1.5 Millionen Menschen einsperren im größten Freiluftgefängnis
der Welt.
• Warum darf Israel täglich neue Enteignungen palästinensischen Landes
vornehmen, willkürlich weiter siedeln, in Ost- Jerusalem neue Tatsachen
schaffen, um so die Judaisierung und völlige Einnahme Jerusalems zu
zementieren?
• Warum hält man in der Öffentlichkeit und den Medien immer noch am
Mantra der Zweistaatenlösung fest?
• Warum erkennen wir nicht alle inzwischen, dass diese durch die Politik
Israels, der USA und unserer Hilfe zu einer Farce geworden ist.
• Ist nicht Südafrika an seiner Apartheidpolitik letztendlich
gescheitert? Israel ist ein Apartheidstaat, mit einer Apartheidmauer.
• Ich frage Sie muss man das nicht kritisieren?
• Warum werden Kritiker als Antisemiten verunglimpft.
• Warum wird Antisemitismus und Antizionismus inzwischen auf eine Stufe
gestellt? Weil man sich so sicherer sein kann, Israel Kritiker mundtot zu
machen.
Das haben inzwischen auch die Politiker und Medien verinnerlicht, weil
die Einschüchterung der Israel Lobby immer mehr Wirkung zeigt. Israel hat mit
seinen Projekten und Instituten ein Netzwerk von Propaganda und Diaspora-
Brigaden aufgebaut, wie es seinesgleichen sucht. Es ähnelt in etwa der
Pharmaindustrie, die ständig neue Krankheiten erfindet, um neue Medikamente zu
verkaufen, die eigentlich niemand braucht. So erfindet die Israel
Propaganda-Lobby, wie das Reut Institut - The Israel Project - oder die Kaderschmiede
der Hardcore Zionisten, der Bar-Ilan-Universität, ihre Krankheiten, sprich ihre
Agitationen.
• Warum wird das alles so unkritisch hingenommen?
• Ich frage jetzt als deutsche, jüdische Staatsbürgerin : Warum
bezeichnen sich auch Diaspora Juden als Zionisten? Gerade aber besonders
hartnäckige Verfechter des Zionismus leben in der Diaspora.
• Warum lassen wir uns von solchen Salon-Zionisten vorschreiben, wie
viel Israel-Kritik es denn sein darf?
• Darum frage ich: Wollen wir solchen Antisemitismus und Antizionismus
Experten wirklich die Deutungshoheit über die Sprache und damit die Macht
überlassen? Denn machen wir uns nichts vor, wer sprachlos bleibt, verliert die
Macht.
Wenn schon die deutsche Öffentlichkeit traurigerweise gegenüber israelischen
Menschenrechtsverletzungen in Sprachlosigkeit verfällt, so sollte es unser
aller Pflicht sein, aus dieser Sprachlosigkeit zu erwachen. Ein sehr
erfreulicher Anfang ist der lesenswerte Artikel eines protestantischen
Pfarrers, namens Jochen Vollmer, der dankenswerter weise im evangelischen
Pfarrblatt veröffentlicht wurde und jetzt für heftige Kontroversen sorgt und
sorgen wird. Schlimmerweise wurde dieser aufrechte Christ sofort als Antisemit
diffamiert, leider auch in Kirchensendungen im Radio.
Ich bin sehr froh, dass es solche Christen gibt, so wie auch den hier
anwesenden Herrn von Wedemeyer, der sich sehr für die palästinensische Sache
einsetzt, ganz auch der Nachfolge seines ermordeten Schwagers und wegweisenden
Theologen der bekennenden Kirche, Dietrich Bonhoeffer.
Im Gegensatz dazu haben wir heute die politisch angepassten Talkshow
Theologen, die ihrer Karriere wegen Israel niemals kritisieren würden, wie auch
die neuen Freunde des jüdischen Staates, die christlichen fundamentalistischen Zionisten.
Warum kritisiert niemand, dass Israel das Rückkehrrecht, ein
fundamentales Recht, dass den Palästinensern zusteht, diesen vorenthalten will,
aber jeder Jude, oder so genannte Jude ein Rückkehrrecht haben soll.
• Bin ich als Kritikerin der israelischen Menschenrechtsverletzungen
eine Antisemitin, wenn ich mir den Wahlspruch meines Vaters verinnerlicht habe:
"Ich habe Auschwitz nicht überlebt, um zu neuem Unrecht zu
schweigen".
• Bin ich antisemitisch, wenn ich die Angriffe auf Gaza, den Libanon,
oder gezieltes Töten, dass ermorden Unschuldiger durch Israel kritisiere?
• Ist man Antisemit wenn man auf die tausenden Häftlinge, auch Frauen
und Kinder in israelischen Gefängnissen hinweist, die dort z.T. seit Jahren in
Willkür Haft sitzen?
• Bin ich eine Antisemitin oder jüdische Selbsthasserin, wenn ich darauf
hinweise, dass Yad Vaschem, die Holocaust Gedenkstätte, nur unweit vom
Massakerort, nämlich Deir Jassin, steht, wo vor 63 Jahren in Palästina über 100
Palästinenser anlässlich der zionistisch ethnischen Säuberung 1948 ermordet
wurden. – Nein ganz im Gegenteil!
• Werden darauf die Besucher aus aller Welt, u.A. auch unsere Politiker
bei ihren Besuchen hingewiesen?
• Ist man ein Antisemit, wenn man auf Israels Atomprogramm oder Streubomben,
Minen und andere perverse Waffenprogramme hinweist?
• Bin ich Antisemitin, wenn ich kritisiere, dass Israel durch die neue
Forderung nach Anerkennung als jüdischer Staat die jüdische Leit-Leidkultur –
meint Leid bringend - betoniert und damit ein friedliches Zusammenleben für
immer unmöglich macht.
Ich habe mich gegen eine Christliche Leitkultur aufgelehnt und tue dies
genauso vehement gegen eine jüdische. Beide bringen nur Leid über andere
ausgegrenzte Bevölkerungsgruppen.
So finde ich es auch besonders bedauerlich, dass es inzwischen auch bei
der Partei der Linken gelungen ist, gute Ansätze von einigen engagierten
Mitgliedern als Antisemitismus zu verunglimpfen. Diese Partei wird inzwischen
auch schon von einer sogenannten Bak Schalom Gruppe unterwandert. In diesem
Zusammenhang erscheinen mir auch die Sätze von Gregor Gysi wenig hilfreich,
wenn er meint:, "dass die Juden das Recht auf einen Staat haben, indem sie
die Mehrheit stellen".
• Bin ich Antisemitin, wenn ich das ablehne? Ich frage Sie: Kennen sie
weltweit einen katholischen, oder protestantischen Staat, der verlangt als
solcher anerkannt zu werden?
• Ist das die jüdisch -christliche Leitkultur? Nicht einmal die
Islamische Republik Iran verlangt eine internationale Anerkennung für diesen
Begriff.
• Bin ich Antisemitin, wenn ich die Bundesregierung auffordere, endlich
nicht mehr mit zweierlei Maß zu messen und bei Israel die gleichen Maßstäbe
anzulegen, wie wir es mit anderen Staaten tun?
• Bin ich Antisemitin, wenn ich die Bundeszentrale für politische
Bildung kritisiere, wenn sie Bücher von islamophoben Pornoverfassern, wie H.M.
Broder, aufkauft, wie sie es mit
seinem "Hurra wir kapitulieren" tat? Übrigens hat besagter
Broder, einer der wichtigsten deutschen Antisemitismus Experten, auch einen
großen Fan in Norwegen, nämlich den Massenmörder Breivik, der sich u.a. auch
auf Broder in seinem Manifest bezog.
Ich kritisiere die Rolle der Printmedien, die zum Teil aus einer
arisierten , braunen Vergangenheit entstanden, wie Burda, Neven Dumont und
Bertelsmann. Diese wie auch Springer mit seinen speziellen Israel-Paragraphen
oder jetzt auch der Freitag, seit Jakob Augstein ihn kaufte, lehnen es ab
Israel zu kritisieren aus falsch verstandener Solidarität mit dem jüdischen Volk.
• Ist es antisemitisch, wenn ich die Hintergrundgespräche der
israelischen Botschafter kritisiere, die in den Büros der Chefredakteure und
Intendanten, oder Verlegern stattfinden, um diese auf ihre Israel-Artikel
einzustimmen? Die Steigerung sind Forderungen der israelischen Botschaft an die
Kultusminister der Länder, Einfluss auf den Schulunterricht, zwecks Israel
Sicht und Darstellung zu nehmen.
Hier in Deutschland meint man inzwischen in den Medien und der Politik
gesellschaftlich "kontaminiert" zu sein, wenn man Israel und seine
rassistische Unrecht Politik gegenüber den Palästinensern kritisiert?
Ich möchte Sie auf eine rühmliche Ausnahme hinweisen, auf die Neue
Rheinische Zeitung online, die das alles veröffentlicht, was wir sonst nicht zu
lesen bekommen. Aus diesem Grund haben wir auch das bemerkenswerte Interview
von Attia Rajab, dem Ausrichter der wegweisenden Stuttgarter Konferenz im
vergangenen November, mit Raji Sourani verteilt. Raji Sourani ist Direktor des
Palestinian Center for Human Rights. Ich hoffe es ist mir gelungen Sie etwas
aufzurütteln, um Kritik zu üben, Unrecht anzuprangern und auf Völker und
Menschenrechtsverletzungen hinzuweisen, auch und gerade in der Öffentlichkeit,
ohne Angst, als Antisemiten beschimpft zu werden. Dagegen müssen uns gemeinsam wehren.
Und weitere schriftliche Informationen über die und Reden von der
Konferenz finden Sie unter http://cafepalestinefreiburg.blogspot.com/
http://cafepalestinefreiburg.blogspot.com/2011/09/evelyn-hecht-galinski-bei-der.html
http://paltagefreiburg2011.blogspot.com/2011/09/dr-samir-abed-rabbo-at-freiburg.html
http://paltagefreiburg2011.blogspot.com/2011/09/gilad-atzmon-at-freiburg-conference.html
http://paltagefreiburg2011.blogspot.com/2011/09/ramzy-baroud-for-freiburg-conference.html
http://paltagefreiburg2011.blogspot.com/2011/09/alan-hart-at-freiburg-conference.html
Conference blog: http://paltagefreiburg2011.blogspot.com/
Quelle: Neue Rheinische Zeitung
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