Der Verfall des Westens
An die Stelle der mechanischen Solidarität von Urgesellschaften als deren zusammenhaltendes und
konstituierendes Element ist bei den modernen Gesellschaften seit der Industrialisierung die organische Solidarität
getreten. Der mechanistische Zusammenhalt, z B durch das Anbeten irgendeiner Gottheit wird der Komplexität moderner
Gesellschaften nicht gerecht. Seit der Industrialisierung und Säkularisierung im ausgehenden 18.
Jahrhundert bis und mit heute, wird die Arbeit zum konstitutiven, gemeinsinn- und solidaritätsstiftenden Element.
In den zunehmend pluralistischen und vielkulturellen Gesellschaften des vergangenen und dieses Jahrhunderts,
beim Nachlassen aller sonstigen sozialen Bindugnskräfte, wird die Arbeit nicht nur zur wesentlichen, sondern zur einzigen
und ausschliesslichen sozialen Stabilitätsquelle. Der kollektive Arbeitsprozess verdrängt die
permanent mitschwebenden ethnisch-kulturell-religiösen Unterschiede und gegenläufigen Partikularinteressen,
und hält das zusammen, was sonst im Chaos und einem kriegerischen Nebeneinander von Parallelgesellschaften
ausarten würde. Geht der modernen Gesellschaft die Arbeit aus, bzw. wird sie der Gesellschaft durch die
selbstzertörerische Funktionslogik des kapitalistischen Wirtschaftssystems schrittweise entzogen,
fliegt die Gesellschaft auseinander.
Der westliche Arbeitsmarkt ist ein Katastrophengebiet. Die allgegenwärtigen West oder Euro-Jobs sind eine staatlich
organisierte Erniederigung, eine institutionalisierte Ungerechtigkeit, ein Verbrechen gegen die Sittlichkeit.
Die verschiedensten "Arbeitsverwaltungen" können an der Arbeitsvermittlung kein aufrichtiges Interesse haben,
weil die Arbeitslosen, wie alle anderen Arten von Kunden, die Existenz dieser hoch parasitären, denn vom Leben
anderer lebenden, und schädlichen Strukturen erst ermöglichen und garantieren. Sollte des Problem beseitigt werden,
sind auch die problembewältigenden Institutionen entbehrlich. Letztere sind aber hartnäckig, da bürokraitsch,
falsch und korrupt, sie benötigen das Problem, weil sie sich von ihm ernähren.
An die Stelle vollwertiger Beschäftigungsverhältnisse sind allerlei marginale und diffuse Kurz-
und Teilarbeitsverhältnisse getreten. Der legalisierte Menschenhandel, die Zeitarbeit, ist
sittenwidrig und inhuman. Im neoliberalen Kapitalismus, dem inhumanen, antimenschlichen und amoralischen System, ist der Mensch
eine Ware am Arbeitsmarkt. Doch auch mit einer Ware könnte man anständig umgehen, was jedoch die skrupellosen
Human-material-Spekulanten dieses Gewerbes nicht tun.
Politik ist in den westlichen, postmodernen kapitalistischen Gesellschaften nur symbolisch, sie ist nicht mal ein Überbau,
sie ist vielmehr selbst Teil der Basis, ein schwacher und lächerlicher Teil. Wer unter den heutigen Wirtschaft- und Kapitalmächten die
Regierung stellt, ist letztendlich unerheblich. Das im Machterhalts- und Verteilungskämpfen,
sowie durch Korruption geschüttelte politische System sieht zu, wie die Wirtschaft ihr den Boden, nämlich die Arbeit für die Bevölkerung, unter den
Füssen wegzieht und in Billig-Lohnländer verlagert. Selbst wenn ein Feinmechanikerlehrling eine Ausbildungsstelle
bekommt, bleibt ihm nichts anderes übrig, als nach Ausbildungsende bei der lokalen "Arbeitsverwaltung"
einen Termin zu vereinbaren, weil seine potentielle Werkzeugbank längst in irgend einem Billig-Lohnland steht.
Das fehlen von Arbeitsplätzen lässt nun, folgerichtig, all das wieder an
die Oberfläche, dessen zerstörerische Energien durch den Arbeitsprozess absorbiert wurden. Suizidität und Gewaltverbrechen,
Ignoranz und soziale Verantwortungslosigkeit dem Gegenüber, Verteilungskonflikte und Missgunst, werden zum dominierenden sozialen Dauerzustand.
Ähnlich dem, wie er in westlichen Grosstädten gegenwärtig herrscht und zunehmend auch in ländlichen Gegenden beobachtet werden kann.
Folglich gibt es nur zwei mögliche Wege, eine zumindest künstliche soziale Waffenruhe wieder herzustellen.
-
Entweder eine ethnisch-kulturell-religiöse Vereinheitlichung der Gesamtgesellschaft, die eine neue Art von
mechanischer Solidarität aufkommen lassen würde, mit späterer gemeinschaftlicher Bewältigung auch
wirtschaftlicher Verwerfungen.
- Oder eine Rückkehr der Arbeit, was konkret erstmal die Rückgewinnung von
Produktionsorten aus dem Ausland bedeuten würde, die die zentrifugalen Energien der vielfältigen
pluralistischen Gesellschaften wieder zusammenhalten könnten.
Es ist der erste Weg, den die unmenschlichen und ignoranten neoliberalen Wirtschafts- und Kapitalmächte bevorzugen
und auch zunehmend realisieren. Unter den Stichworten, "Neue Weltordnung", "Weltregierung", "Globalisierung", "Popkultur", "Gleichschaltung (Gender Mainstreaming unter anderem)", "Säkularisierung", "Automatisierung", "Überwachungs- und Polizeistaat", "Staatsverschuldung", "Schuldversklavung",
wird dieser erste Weg zusammenfassend erklärt.
Die Demokratie, eine schon vom altgriechischen Platon als eine entartete politische Ordnung erkannt, ist
in ihrer heutigen Form eine Farce und ein Betrug. Nur ein verschwindend kleiner Teil der Führungsschicht wird
bei sogenannten Wahlen auch tatsächlich ausgetauscht. Der Grossteil bewegt sich bis zur Pensionierung oder
freiwilliger Amtsaufgabe, in regelmässigen Abständen aus der Regierung in die Opposition, von einem
entbehrlichen Amt ins andere. Strukturen und Amter, Volksvertretungen und Staatsorgane werden gezüchtet und
kultiviert.
Es mag dahinstehen, wielange der am Fliessband vom Proletarier produzierte Mehrwert des sterbenden
westlichen Wirtschaftssystems noch ausreichen wird, um den alle Dimensionen des Angemessenen sprengenden Sozial- und
Rechtsstaat am Leben zu erhalten. Der am Nasenring der subtilen Propaganda zur Wahlurne geführte brave Bürger
entscheidet nicht über das Ob sondern allenfalls über das Wie der Positionenbesetzung. Bei jedem Wahlausgang
sind die Mitglieder, der verlierenden politischen Kaste stets mit Arbeit und Wohlstand versorgt. Eine
sanfte Demokratur.
Der Westen ist wohl der Teil auf dieser Erde, wo sich seit Jahrhunderten die schwersten sozialen Katastrophen ereignet
haben. "Transatlantischer Sklavenhandel", "Bürgerkriege", "30 jähriger Krieg", "100 jähriger Krieg",
"Weltkriege", "menschenverachtende und gewalttätige Wirtschaftssysteme" sind nur
einige in dieser unrühmlichen Aufzählung.
Ja die Gewalt ist leider der Vater aller Dinge, aus ihr sind die heutigen, mittlerweile schon wieder in der Verwesung
begriffenen, Demokratien erwachsen, der wirtschaftliche Aufschwung, wissenschaftliche und soziale Errungenschaften des
20 Jahrhunderts.
Solche radikalen Umwälzungen kennt der Rest der Welt nicht, hier sind auch keine Sprünge, keine Wandlungen von der
Stammesherrschaft, Sippen und Familienklane hin zur Demokratie zu erwarten. In der Natur gibt es keine Sprünge,
alle Prozesse sind stetig - in der sozialen Realität ist es nicht anders. Es ist absurd,
dass die westliche Welt, in den Sippengesellschaften anderer Weltgegenden ein politisches System, eine Demokratie,
installieren möchten, dass im inneren der eigenen Gesellschaft selbst nicht mehr funktioniert und zusehend vermodert.
Die gegenwärtige westliche Demokratie ist eine seltsame Art von Ideologie: sie ist mit ihrer relativistischen,
blinden Gleichstellung und Gleichmachung von allen mit allen und allem mit allem, ihrem Gleichberechtigungswahn,
dem unreflektierten Schutz individueller und kollektiver Freiheitsrechte, mit ihrer historisch bedingten Verteuflung des
Ideogiebegriffs dennoch selbst eine Ideologie: eine Ideologie der Ideologielosigkeit.
Ein weiterer wichtiger Teilprozess in diesem selbstverordneten Untergang des Westens ist die militante Ideologie des
Feminismus die nicht gleichberechtigung sondern Gleichschaltung der Geschlechter anstrebt. Indoktriniert durch das
wertfreie hedonistische Wirtschaftssystem und von leidigen Systemmedien.
Zeitgleich unreflektiert weitergetragen durch Politik und Recht. Dieser Auswuchs des Gleichheitsdogmas, der Gleichheit
als Selbstzweck, hat zur Auflösung der die Gesellschaft konstituierenden naturgegebenen familialen Rollenteilung
geführt und somit den Untergang der westlichen Gesellschaften mitbesiegelt.
Die tötliche Diagnose jeder Gesellschaft lautet: Werte- und Normenpluralismus. Erst durch ein ausdifferenziertes,
explizites und wehrhaftes Wertesystem wird eine Ansamlung von Individuen zu einer Gesellschaft.
Die Begriffe Gesellschaft und Geselligkeit sind inhaltlich verwandt. Es gibt
keine Gesellschaft ohne ein Mindestmass an Geselligkeit, Gemeinschat, Wärme. Gesellschaften haben sich um Religionen
und Kulte gesammelt. Eine Gesellschaft, die sich selbst ihren weit in der Vergangenheit liegenden kulturellen
Nährboden entzieht, wie es die westlichen Gesellschaften tun, hat nicht nur keine Zukunft, sondern auch keine
Gegenwart, ist also jetzt bereits keine.
Eine mobilisierende Idee ist essentiell für den sozialen Erhalt, sie ist weder "wahr" noch "falsch", sie ist nur
funktional, und daher not-wendig. Der Zusammenprall anderer weltlicher Kulturen mit den kapitalistischen,
verliererischen, beliebigen, infantilen, wertelosen, entfremdeten, antiidealistischen und übertrieben individualistischen westlichen Gesellschaften
kann sich nur in einer Katastrophe der letzteren entladen. Die mechanische, strikt wertgebundene Solidarität ausser westlicher Gesellschaften
zeigt tagtäglich, dass sie der in Verwesung begriffenen organischen Solidarität des Westens überlegen ist,
dessen einziger Wert darin besteht, dass er alle möglichen Werte anzuerkennen bereit ist.
Die beliebig-infantile westliche Demokratie wird eine vernachlässigbar kurze Episode der Menschheitsgeschichte sein.
|