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Drachenwut's Politikblog

Politische Korrektheit

Politische Korrektheit (dengl. pollitickel koräktnäss) ist heutzutage, dass logisch-auf sich beruhende Gegenteil von faktischer Korrektheit.
Oder einfacher,
eine Worthülse um Lüge, Meinungsmache, Maulkorberlasse, faktische Verdrehungen, Verfälschung und Meinungs-Monopolismus zu verschleiern.



Libyen und der globale Vernichtungsfeldzug gegen die Demokratie

 

Momentan sind ja alle verwirrt: was ist los in Libyen? Gestern noch siegte die -wer-auch-immer-Allianz- von Söldnern, Ex-Gaddafi-Anhängern, Geheimagenten, Islamisten und sonstigen Spinnern im Rad der Weltpolitik, heute demonstriert ein Gaddafi-Sohn durch eine Fahrt durch die Stadt, das Pressemeldungen von Gestern eine Lüge waren. Auf einmal muss man damit rechnen, das die Rebellenoffensive eine reine Medienoffensive war. Das erinnert an Deutschland 1945. Auch hier erfolgte eine Medienoffensive der besonderen Art, wie ARD berichtet:

Amerikanischen Propagandaexperten gelang es, die öffentliche Meinung in Deutschland so geschickt zu beeinflussen, dass im demokratischen Prozess immer das herauskam, was Washington vorgab.
Mit Hilfe von namhaften Zeitzeugen, die zum ersten Mal offen über ihre Arbeit im Nachkriegsdeutschland sprechen, erzählt ‘Operation Wunderland’, wie Amerikas Propaganda funktionierte. Während Zeitungen und Rundfunk die Köpfe der Deutschen gewinnen sollten, hatten amerikanische Propagandafilme die Aufgabe, die Herzen der Menschen zu erreichen. Als harmlose Vorfilme liefen hunderte solcher US-Propagandafilme in den westdeutschen Nachkriegskinos.

Nun – wollen wir nicht kritisieren, das die Ausrottung der Nazi-Religion ein wichtiger Bestandteil zu Sicherung des friedlichen Zusammenlebens in Westeuropa war. Was aber bemerkenswert ist, ist die Tatsache, das man hier offen bekennt, das man über Instrumentarien verfügt, die es erlauben, sogar einen im Volk zutiefst verankerten quasi-religiösen Führerkult nachhaltig zu eleminieren … wenn die das können, was können die dann noch?

Wann wurde die “Operation Wunderland” eigentlich beendet … oder dürfen wir annehmen, das der Erfolg von Disney und Hollywood auch heute noch als Offensive zur Gewinnung der Herzen der Welt anzusehen ist, während Wirtschaftsblätter und Fernsehsender und unentwegt die Alternativlosigkeit der Dominanz der Finanzmärkte predigen?

Lese ich in alternativen Medien über Libyen, so muss ich zu dem Schluss kommen: “Alles Mumpitz, was das öffentlich-rechtliche Fernsehen von sich gibt” – siehe zum Beispiel Urs 1798 mit Liveberichten aus Libyen, wonach Gaddafi einer kleinen Rebellengruppe den Einlass in die Stadt erlaubte, um die massiven Bombardements der Nato aufzuhalten. Ich als Bürger sitze da verblüfft vor dem Bildschirm und frage mich, ob ich im falschen Film bin – erst recht, wenn ich nebenbei Videos präsentiert bekomme, bei denen die “Rebellen” Menschen bei lebendigem Leibe verbrennen (ich bitte um Verständnis dafür, das ich diese Horrorbilder nicht durch Linksetzung weiterverbreiten möchte).

Die NATO gebe den »bewaffneten Banden« Deckung, die kein politisches Projekt hätten. »Die Rebellen wollen Rachen, angefüllt von Hass, unterstützt von Stammeskonflikten und Bitterkeit aus den vergangenen Jahren. Sie wollen diese Stadt zerstören und vor allem die Stämme, Bürger und Nachbarn, die für ihre Unterstützung für Muammar Gaddafi bekannt sind«, erklärte der Regierungssprecher. 

Das finde ich im Portal “Redglobe” – und könnte leicht eine Vielzahl von “You Tube”-Videos aufrufen, die die Ansicht belegen, das die Rebellen in jene Kategorie Menschen einzuordnen sind, die in London Häuser und in Berlin Autos anzünden. Solche Menschen gibt es ja vielleicht auch in Libyen … und sie verhalten sich gegenüber ihren Geldgebern sehr kooperativ, wie die russische Nachrichtenagentur Rianovosti bemerkt:

Die libyschen Rebellen, die sich nach den jüngsten Kampferfolgen kurz vor dem Sieg über Muammar al-Gaddafi sehen, wollen nach der Machtübernahme einem Experten zufolge russische Ölfirmen aus dem Land verbannen.

„Wir haben Libyen endgültig verloren“, sagte der Vorsitzende der russisch-libyschen Wirtschaftsgruppe Aram Shegunts der Agentur Reuters. „Wir werden kein grünes Licht mehr bekommen. Wer das Gegenteil glaubt, der irrt sich.“ 

Die russischen Energiegiganten Gazprom, Gazpromneft und Tatneft hatten hunderte Millionen US-Dollar in Öl- und Gasproduktion in Libyen investiert, mussten sich nach Kriegsbeginn aus dem nordafrikanischen Land zurückziehen. 

Da bekommt die Aktion Libyen auf einmal einen ganz anderen Beigeschmack. Kein Wunder, das die Deutschen sich da heraus halten wollen: unsere Ölindustrie ist nicht groß genug, um Rebellen finanzieren zu können. Der normale Konsumbürger jedoch wundert sich: warum mussten die Russen sofort Libyen verlassen, als die Rebellen mit dem Krieg begangen? Warum erklärt uns das keiner … und überlässt uns so den so oft öffentlich gescholtenen Verschwörungstheoretikern.

Ob wir jemals erfahren werden, was sich dort im Hintergrund der politischen Bühne abspielt … oder bleiben wir so vollkommen im “Wunderland” gefangen wie die Japaner, die erst jetzt langsam erfahren das Fukushima dauerhaft unbewohnbar geworden ist … eine Nachricht, die man nur in der auch oft gescholtenen “jungeWelt”  findet:

Schon jetzt werden die japanischen Behörden allerdings von vielen Bürgern für ihre undurchsichtige Informationspolitik kritisiert. So sind zum Beispiel genaue Angaben über die radioaktive Belastung nur schwer zu bekommen. Daher haben inzwischen viele Engagierte zur Selbsthilfe gegriffen. Wie einst in Westdeutschland im Zuge des Widerstands gegen den Bau von Atomkraftwerken bewaffnen sich nun japanische Bürger mit Meßgeräten, um ihre eigenen Informationen über die radioaktive Strahlung zu sammeln. Auf diese Weise wurde bekannt, daß es noch in 300 Kilometern Entfernung vom AKW Fukushima zum Teil hohe Belastungen gibt. Die Behörden hatten unter anderem Warnungen von Meteorologen über radioaktiven Niederschlag nicht herausgegeben.

Wieder einmal eine Horrormeldung, die auf die erste Seite einer jeden Zeitung gehören würde, würden die Zeitungen nicht jenen Menschen gehören, die ganz unverblümt nach diktatorischer Allmacht verlangen:

Das jüngste Einknicken der Finanzmärkte und die stagnierende Erholung in den USA und Europa spiegeln diese grundlegenden Mängel wider. Es existiert keine Wachstumsstrategie, sondern nur die Hoffnung, dass verängstigte und hoch verschuldete Verbraucher wieder anfangen, Häuser zu kaufen, die sie nicht brauchen und sich nicht leisten können.

Leider werden diese weltweiten wirtschaftlichen Strömungen auch weiterhin Arbeitsplätze kosten und Kapital ableiten, bis es wieder eine mutige und konzertierte Führung gibt. Bis dahin werden die Märkte Anfälle der Ungewissheit durchlaufen.

So Jerry Sachs, Direktor des Earth-Institut bei Wissen.de.

Die Globalisierung hat sich als Goldgrube für die Superreichen dieser Welt erwiesen. Sie waren in der Lage, in gewinnbringende Projekte aus Schwellenmärkten zu investieren. Parallel schafften sie es, ihre Regierungen davon zu überzeugen, im Namen des Steuerwettbewerbs die Abgaben auf hohe Einkommen zu senken. Steueroasen schossen wie Pilze aus dem Boden – auch wenn die Politiker hin und wieder darauf schimpften. Am Ende litten die Armen doppelt: erst durch die globalen Marktkräfte, dann durch die Fähigkeit der Reichen, ihr Geld überall auf der Welt zu parken.

So wirbt er für seine Ansichten … denen man kaum widersprechen kann. Auch China ist der Ansicht, das nur eine starke Führung die Bürger des Westens aus ihrer Not erretten kann, wie die Tagesschau erwähnt:

Der Kommentator sieht die Ursache des Übels im politischen System der USA. “Das Wahlsystem hat die Handlungsfreiheit des Präsidialamts eingeschränkt”, konstatierte er. “Die Farce, die sich in den USA auf der politischen Bühne abspielt, zeigt der ganzen Welt, wo die politischen Probleme der Vereinigten Staaten liegen.”

Da sehen wir den sozialkritischen Ökonomen und ein regierungsnahe Meinungsäußerung aus China auf einer Wellenlänge liegen. Man fühlt sich wie im Wunderland, doch wo ist der Gegner, wo ist der Feind, den es zu bekämpfen gilt?

Nun, zuerst einmal jener Mann, der es wagte, den Öl-Dollar durch den Öl-Euro zu ersetzen: Saddam Hussein. Dann auch jenes Land, das sich weigerte, eine Gaspipeline zu legen, die US-Firmen Milliardengewinne versprach. Nun auch ein Diktator, der – zuvor wohl geschätzt – sein Öl an die falsche verkaufte und mir dem Geld seinem Volk ein vergleichsweise gutes Leben bescherte, von dem wir Deutsche mitlerweile nur noch träumen können, so die Georedakteurin Gabriele Riedel im Deutschlandfunk:

Das sind vor allem günstige Häuser, günstige Grundnahrungsmittel, günstiges Benzin und Staatsjobs, die keiner braucht und wo man auch nicht unbedingt arbeiten muss, aber wo man sozusagen einen Minimumlohn dafür kriegt.

Billiges Benzin, günstige Häuser, günstige Grundnahrungsmittel … nicht mehr lange, und wir Deutsche laufen wieder jedem wahnhaften Österreicher hinterher, der uns verspricht, uns dies wieder möglich zu machen … und dann könnten wir wieder jene Häuser kaufen, die die Märkte zum Wohle der Finanzindustrie brauchen.

Der Sprecher der “österreichisch-libyschen Gesellschaft” weist in einem Interview im Standard auf einen weiteren Hintergrund hin, der in unseren großen Medien nicht zu Erwähnung kommt, wo wir nur von einem Kampf von “Gut” gegen “Ganz Böse” erfahren, wie er von Walt Disney nicht besser hätte inszeniert werden können:

Meiner Ansicht nach gehen sie nicht so wie in anderen Ländern vom Zorn des Volks aus, weil am Anfang ja noch stärkere Proteste von Regimeanhängern stattgefunden haben. Ich glaube eher, dass Familienverbände im Osten Libyens nach der Macht greifen. In Bengasi lebt die Familie, aus der früher der König hervorgegangen ist.

Eine ähnliche Strategie haben die Enkel der Initiatoren der “Operation Wunderland” in Afghanistan gefahren, wo man die “Nordallianz” zum legitimen Partner der Nato gemacht hat – oder im Irak, wo die Kurden im Norden die Verbündeten waren, die nun aber wieder von Natoflugzeugen bombadiert werden, wie das Lebenshaus Alb meldet:

Seit den Abendstunden des 16. August 2011 bombardiert die türkische Luftwaffe ununterbrochen die Grenzregionen Südkurdistans (im Nordirak). Das türkische Militär erklärte am dritten Tag der Luftangriffe, am 19. August, dass sie in den Gebieten Kandil, Haftanin, Xakurkê und Gare insgesamt 20.000 Ziele getroffen habe. Durch die Bombardierungen wurden massive Waldbrände ausgelöst, Viehherden getötet, Ackerflächen, Brücken und Häuser zerstört.

Was dort zusammengebombt wird? Die demokratische Autonomiebewegung Kurdistans. Große Luftoffensiven der Nato gegen die Türkei sind nicht zu erwarten.

Und während man darüber jubelt, in Libyen endlich mal wieder einen Diktator “erledigt” zu haben … merkt sogar die konservative “Welt”, das sich in Europa klammheimlich eine Diktatur aufbaut:

Nur wollen weder Regierende noch Parlamentarier diese Wirklichkeit zur Kenntnis nehmen. Und akzeptieren wollen sie sie schon gar nicht. Stattdessen betreiben sie die Entdemokratisierung Europas. Sie versuchen, weitreichende Entscheidungen jeglicher parlamentarischen Kontrolle und damit jeder demokratischen Legitimation zu entziehen.

Und das ist das eigentlich Ungeheure an diesem Vorgang. Da wird nämlich unter dem Deckmantel der Finanzkrise eines der größten und politisch folgenschwersten Projekte der Euro-Gruppe angeschoben, ohne die Öffentlichkeit und die Parlamente auch nur im Geringsten über die Tragweite der Ziele zu informieren.

Und das ist das Unheimliche an diesen Zeiten: hinter der kunterbunten Welt des medialen Wunderlandes türmen sich Gewitterwolken auf, die selbst einen Gaddafi in einem günstigen Licht erscheinen lassen – einfach mal deutsche oder amerikanische Arbeitslose fragen, was sie denn von ihren Sozialsystemen halten.

Und so kriegen wir – überraschenderweise – in Europa gerade jene starke Führung, die China und Jeffry Sachs angemahnt haben … ohne das uns irgendeiner fragt. Ebensowenig hatte man uns gefragt, ob wir eigentlich wirklich den sozialsten Staat Afrikas in Schutt und Asche bomben wollen, ob wir es gut finden, das wir in Afghanistan den Opiumanbau mit dem Leben unserer Kinder verteidigen oder den Irak in ein ewiges blutiges Chaos stürzen wollten.

Uns fragen … das macht man nur in einer Demokratie. Mit Bürgern über die wahren Gefahren der Atomkraft reden – geht nur in einer Demokratie. Die gerechte Verteilung wirtschaftlicher Ressourcen … Bestandteil einer jeden funktionierenden Demokratie.

Wir … leben scheinbar woanders.

Ich weiß auch wo: im Wunderland.

Quelle: Eifelphilosoph

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