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Drachenwut's PolitikblogPolitische KorrektheitPolitische Korrektheit (dengl. pollitickel koräktnäss) ist heutzutage, dass logisch-auf sich beruhende Gegenteil von faktischer Korrektheit. |
Euro-Bonds, Wunderwaffe oder Kopfschuss für die 0017er Staaten?
EUR-OPA: Liebe
Kinder, wir müssen heute mal wieder über ein ganz ernstes Thema reden, nämlich
über die Euro-Bonds. Nein nein, dass sind nicht die vielen 007-James der
europäischen Geheimdienste, hier geht es um das ganz große Geld und noch viel gefährlichere
Waffen, die das Zeugs dazu haben ganze „Kontonente“ (ist
die Weiterentwicklung der Kontinente durch die Banken) zu ruinieren. Es geht
dabei um Monstersummen an Euros die unsere Politiker
bewegen um uns ein friedliches Europa bei den Banken zu kaufen. Da werden nun ganz große Geschütze aufgefahren und wir wollen mal
ein wenig beleuchten womit und wohin da geschossen werden soll.
Natürlich rechnen wir dabei auch wieder ein wenig, weil
es das Hirn trainiert und nur Sachen die man richtig berechnen kann wird man am
Ende auch verstehen.
Was sind nun Bonds
und Euro-Bonds?
Also, bislang war es so, dass jeder Staat von den 0017 Euro Teilnehmern
seine Staatsfinanzen selber hoheitlich regelte und auch entsprechende Kredite
in Form von Euro-Staatsanleihen aufnahm, sprich Schuldscheine verkaufte. Die
nannten sich dann griechische, spanische oder auch
deutsche Staatsanleihen. Jetzt sind aber die Schweine (PIGS) durch den
europäischen Vorgarten gebrettert und haben am Finanzmarkt eine arge Verwüstung
hinterlassen, die dazu führte dass die Banken den PIGS die Gelder nicht mehr so
günstig wie bisher überlassen wollten. Bedauerlicherweise sind
diese Staaten eh schon so gut wie pleite. Deshalb haben ganz schlaue Köpfe
darauf hingewiesen dass es sich diese Länder eigentlich gar nicht leisten
können so horrende Zinsen zahlen zu sollen und da war die
Not gleich noch viel größer. Nun haben die Banken auch noch ihre Rating
Agenturen beauftragt die entsprechenden Länder soweit runter zu raten dass man an diesen potentiellen Leichen erst richtig gut Geld
verdienen kann. Dass haben die Rate-Agenturen auch weisungsgemäß gemacht und
jetzt sind diese Länder völlig im Arsch und müssen
besonders hohe Zinsen zahlen weil sie gar kein Geld haben.
Was soll sich zur bisherigen Situation
ändern?
Weil es natürlich auch noch solvente Staaten unter den 17 gibt, haben
die Banken sich gedacht, wenn die schon eins auf Familie mimen wollen, dann
sollen doch die übrigen Familienmitglieder mal in die Tasche fassen und für die
PIGS bezahlen. Dann könnte man das Geld für diese Länder
wieder billiger hergeben. Anfangs hat man den Banken einfach nur
Rettungspakete vor die Füße geworfen damit die das Maul halten, aber die haben
immer noch bessere Ideen gehabt wie man an das Geld der Leute herankommt die
noch welches haben. Der letzte Schrei ist jetzt folgender: die Familie der
0017er soll gemeinschaftliche Staatsanleihen unter dem Label „Euro-Bonds“ ausgeben. Da haftet dann jeder für jeden und der Bank tut
es dann auch nicht mehr so weh wenn mal ein Familienmitglied zwischendurch
ohnmächtig wird oder gar verstirbt, weil doch der Rest der Sippe dann die Zeche
zahlt. Sprich, von den bisherigen Länder-bezogenen Staatsanleihen will man zu
einem einheitlichen Format gelangen welches die EZB verwalten soll und alle
Euro Teilnehmer kriegen dann ihre Kontingente über diesen Topf aus Brüssel
zugewiesen. Natürlich müssen sie dafür auch ein wenig
Haushaltshoheit an die Kommissare abgeben, dieses Prunkstück nennt sich dann
Wirtschaftsregierung mit Sitz in Brüssel. Letzteres macht aber nix, weil die nicht gewählt werden müssen und deshalb ganz
unabhängig sind. Das hat zwar nichts mehr mit Demokratie zu tun, aber die
Banken stört dass nicht, es müssen nur zuverlässig und pünktlich die Zinsen
abgedrückt werden … solange ist alles gut.
Wo liegen die Vor- und Nachteile, was ist mit den Kosten?
Der größte Vorteil dürfte zunächst darin liegen dass so nahezu alle
Banken gerettet werden können, diese keine Zahlungsausfälle mehr befürchten
müssen und weil alle Steuerzahler dieser 17 Staaten jetzt gesamtschuldnerisch
(jeder für jeden) für die Erfüllung aller Verpflichtungen gegenüber den Banken
haften. Als größte soziale Gemeinschaftsaufgabe von gut 500 Millionen Menschen
ist dies ein völlig neuartiges Projekt, welches in der Geschichte dieser Erde
beispiellos ist. Aber die Banken bedanken sich fein artig – wenn auch etwas
nörgelig – weil sie sicher gerne noch etwas mehr verdient hätten für die harte
Arbeit die sie Tag ein Tag aus leisten, um die Menschen von ihrem Geld zu
befreien.
Jetzt dürfen wir mal wieder rechnen, dass ist
auch ganz spannend, denn es gibt tatsächlich richtige Gewinner in dieser
Geschichte. Nehmen wir mal die vier Problemländer Griechenland, Portugal,
Irland, Spanien: Die haben zusammen etwas mehr als 1
Billion Schulden und weil sie so mies sind müssten sie dafür rund 7 Prozent
Zins oder mehr zahlen, also rund 75 Milliarden Euro. Die restlichen Staaten
haben rund 6 Billionen Schulden, die sie aufgrund ihrer guten Bonität locker
für 3 Prozent Zins einkauften, also rund 180 Milliarden Zins pro Jahr dafür
zahlen, alle zusammen müssten dann rund 255 Milliarden Zinsen an die
Banken abdrücken.
Welche Staaten (Quelle: Wikipedia, Stand 2009) |
Schulden |
Zinssatz |
Zins in |
€-Staaten
ohne PIGS |
5.998,70 |
3,00 |
179,96 |
Portugal, Irland, Griechenland, |
1.063,70 |
7,00 |
74,46 |
Summe
Zinsen bisher |
254,42 |
||
Alle 17 €-Staaten |
7.062,40 |
5,00 |
353,12 |
Jetzt macht die Bank eine feine Mischkalkulation und sagt, wenn ihr alle
zusammen, gute wie schlechte Familienmitglieder, jetzt Euro-Bonds haben wollt,
dann machen wir euch das für 5 Prozent Zins über alles. Und schwups, jetzt
zahlt man für zusammen 7 Billionen Schulden pro Jahr 353 Milliarden an Zinsen. Der Gewinner ist: zunächst
natürlich die Banken, die tun sich jetzt für das gleiche Geschäft halt rund 100
Milliarden Euro pro Jahr mehr ins Säckel, weil doch das Risiko ach so groß ist
und alle haften. Allein die Verwaltung ist mörderisch,
dafür müssen wenigstens 5 Personen zusätzlich eingestellt werden (die 10.000
Entlassungen bei den Banken wegen anderer Vereinfachungen und schlechter
Aktienkurse spielen hier jetzt gar keine Rolle). Und die zweiten Gewinner sind: Die PIGS natürlich, weil die die Kohle jetzt billiger
kriegen. Ok, weil es unsozial wäre soll man über
Verlierer nicht reden, die könnt ihr euch jetzt selbst errechnen, wer da die
100 Milliarden zusätzlich berippeln muss.
Das schönste an diesem Geschäft ist natürlich, wir wollen es nicht
unerwähnt lassen: all das Geld was da benötigt wird, schenkt grundsätzlich die
EZB den Banken für 0-1,5 Prozent Leitzins, damit die
selbiges frisch geschöpftes Geld für die erwähnten 5% an die Staaten verleihen
kann. Ihr fragt jetzt nach dem Sinn dieser Aktion?
Warum die EZB den Staaten die Kohle nicht direkt zu 0,00
Prozent zur Verfügung stellt, wenn sie das Geld schon frisch erfindet? Dass
geht nicht, weil die Banken dann keine Zinsen mehr
bekämen und die reichen Leute, denen die Banken gehören, daran verarmen
könnten. Sicher sind auch ein paar Sparer darunter und
andere Anleger, aber Du und ich sind da nicht nennenswert vertreten. So etwas ist im Kapitalismus auch nicht wirklich vorgesehen. Wichtig ist nur, dass ihr für dieses erfundene Geld fleißig arbeitet
damit die Geldberge weiterhin schön wachsen und gedeihen. Jetzt seht ihr auch
wie wichtig die Banken sind und weshalb ohne die rein
gar nichts läuft, denn wer will schon Landschaften ohne Geldberge haben, sähe
dann ja aus wie Wüste.
Wie wird die Geschichte enden?
Weil nun das Geld auf der einen Seite und die Schulden auf der anderen
immer mehr werden – es geht halt nicht anders – weil
die Banken sich dass so ausgedacht haben und es deshalb kapitalistisches Gesetz
ist, wird es wie folgt kommen. Die Euro-Bonds sollen den Finanz-Supergau noch
ein wenig weiter hinauszögern, um das Maximum an
Zinsen aus den Leuten aller Staaten rausquetschen zu können bevor die alle
absehbar wie Dominosteinchen umfallen. Dieser Tag wird dann
sein, wenn alle Arbeitskraft der Euro-Bonds-Staaten-Menschen nicht mehr
ausreichen wird den Zinsdienst für das erfundene Geld bedienen zu können.
Das interessiert allerdings das Geld nicht, es muss strikt nach Plan und
pünktlich bedient mit reichlich Zinsen gefüttert werden, sonst bekommt man sein
AAA Prädikat nicht und muss dann noch mehr zahlen wenn man kein Geld hat, wie oben bereits erwähnt.
So ihr Lieben, dass was ihr hier jetzt auf dieser Seite gelernt habt,
dass schaffen unsere Politiker ihr ganzes Leben nicht zu lernen, oder sie wollen es halt nicht. Und jetzt habt ihr auch
verstanden warum diese Waffe so gefährlich ist. Man
muss damit gar nicht so genau zielen, man trifft immer und deshalb können die
Banken richtig stolz auf diese Neuentwicklung sein. Sie können bedenkenlos alle
Mitgliedsstaaten des Euro mit dieser Wunderwaffe ausstatten, denn sie haben die
absolute Gewissheit, sofern einer damit auf sie zielt, dann trifft der
garantiert immer den Richtigen. Deshalb sind die auch
völlig furchtlos wenn damit mal einer zum Ballern bei denen vorbeikommt.
Zum Abschluss ein wenig Balsam für die Seele
und für das gute Gefühl.
Ihr müsst euch jetzt nur vorstellen – es ist ja
der Traum von einem Europa – dass wir alle eine ganz große Familie sind. Egal
ob einer viel oder wenig arbeiten kann, ob er
strukturelle Defizite hat oder nur schlechte Ausgangsvoraussetzungen … jetzt
sind wir alle gleich … dank der Banken und der Euro-Bonds. Und wenn euer
Nachbar mal seine Kredite nicht zahlen kann; macht doch nix, dafür seid ihr ja da. Auf gut Deutsch: die Leute in Europa waren noch nie
sozialer als heute. Deshalb kommen sie auch mit
sinkenden Löhnen gut zurecht, retten die Banken und erfreuen sich daran wenn es
den ganz Wenigen, denen die Banken gehören, richtig gut geht. So stellen wir
uns den aufgeklärten Europäer vor, ein echter Weltenbürger von Format. Und wer von euch hätte gedacht dass der Sozialismus ein weiteres
Mal ausgerechnet von Banken erfunden werden sollte? Clevere Kerlchen nicht wahr!
Quelle: WiKa
von der Nachrichtenagentur QPress
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