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Drachenwut's
Politikblog Themen
Politische Korrektheit
Politische
Korrektheit (dengl. pollitickel koräktnäss) ist heutzutage, dass logisch-auf
sich beruhende Gegenteil von faktischer Korrektheit. |
Wirtschaft & Gesellschaft |
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K3
Energie – Schicksalsfrage? |
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Artikel |
3.4 Energiepolitik |
Lesen Sie folgenden Artikel und fassen
Sie die wichtigsten Aspekte zusammen.
(ca. ½ A4 Seite – ca. 400 Wörter)
In Asien tobt der Kampf um Öl und Gas
(TA 16.7.05)
Der rasant steigende Energie-Hunger
Chinas und Indiens ordnet die geopolitische Land-schaft Asiens neu. Neue Allianzen
werden geschmiedet, neue Konflikte zeichnen sich ab.
Als der chinesische Präsident Hu Jintao
kürzlich in Moskau Russlands Wladimir Putin besuchte - es war das dritte
Treffen in kurzer Zeit -, hatten beide vor allem eines im Sinn: Öl und Gas. Wenn
der chinesische Aussenminister in dieser Zeit in den Iran reist oder der
indische Präsident nach Pakistan, dann ist das vorherrschende Thema immer
dasselbe: Wie können die aufstrebenden Mächte Asiens, vor allem China und
Indien, ihren dramatisch steigenden Hunger nach Öl und Gas stillen?
Pipeline-Diplomatie hat man die
aussenpolitische Form dieses kaum verhüllten Kampfs um die letzten Öl- und
Gasressourcen treffend genannt. Sie hat innert Kürze geschafft, was klassische
Diplomatie über Jahrzehnte nicht vermochte - nämlich dass unverhofft alle mit
allen reden und Geschäfte abschliessen: Pakistan mit seinem Erzfeind Indien,
Indien mit den entfremdeten Nachbarn Bangladesh und Burma, China mit dem
bedrohlichen Russland und alle zusammen mit dem im Westen verfemten Iran.
Ölbusiness ist der Schlüssel zu einem neuen aussenpolitischen Pragmatismus
geworden, der die geopolitische Lage Asiens in den vergangenen zwei, drei
Jahren fundamental verändert hat und rasant weiter verändert.
Immer abhängiger vom Ausland
Ausgangspunkt der Revolution ist der
ungestüme wirtschaftliche Boom Indiens und Chinas, in ge-ringerem Masse auch
derjenige der Schwellenländer Vietnam, Pakistan oder Thailand. Zwischen 1980
und 2003 ist Chinas Wirtschaft um durchschnittlich 9,5 Prozent im Jahr
gewachsen, die Indiens immerhin um 5,7 Prozent. Gleichzeitig ist der
Energieverbrauch richtiggehend explodiert. Bis 1990 konnte China seinen Öldurst
noch vollumfänglich aus eigenen Quellen stillen, heute importiert das Land
bereits rund 40 Prozent seines Bedarfs, Tendenz schnell steigend. Die
Abhängigkeit Indiens von Importen ist noch ausgeprägter: Sein Öl stammt bereits
zu 70 Prozent aus dem Ausland.
Der steigende Wohlstand unter den 2,4
Milliarden Chinesen und Indern hat vor allem dazu geführt, dass immer mehr
Autos auf die Strassen drängen: China wird 2010 90-mal mehr Fahrzeuge zählen
als 1990, und 2030 werden voraussichtlich mehr Autos durch China fahren als
durch die Vereinigten Staaten. Diese Statistik ist deswegen von Bedeutung, weil
sie für den Ölverbrauch (zur Herstellung von Benzin und Diesel) in hohem Masse
bestimmend ist: China und Indien dürften ihren Ölbedarf bis 2020 jeweils
verdoppeln. China ist seit vergangenem Jahr hinter den USA bereits der Welt
zweitgrösster
Ölkonsument, Indien steht hinter Japan
auf Rang 4.
Der unaufhaltsam steigende Energiebedarf
ist für die neuen asiatischen Giganten aus zwei Gründen bedrohlich: Engpässe
bringen das weitere Wirtschaftswachstum in Gefahr, und die steigenden Importe
erhöhen die Abhängigkeit vom Ausland. Bereits heute fehlt es den Grossstädten
Indiens und Chinas an Energie: 15-Millionen-Wirtschaftsmetropolen wie Mumbai
(Bombay) versinken tagelang im Dunkeln. Allein im Raum Shanghai mussten in den
Wintermonaten mehr als 8000 Betriebe ihre Produktion an zwei Tagen in der Woche
einstellen oder auf das Wochenende verlegen, weil der Strom fehlte.
Energie ist Überlebensfrage
Nichts ist für die Regierungen also
vordringlicher, als nachhaltig für mehr Energie zu sorgen - auch aus
Eigeninteresse: Peking zum Beispiel braucht ein Wachstum von 8 Prozent
jährlich, um den Kollaps der Immobilienpreise und Banken zu verhindern, soziale
Unruhen zu vermeiden und den Machterhalt der Partei zu sichern - das schwarze
Gold wird so zur Lebensversicherung eines Regimes. Um die Versor-gung auch in
Krisenzeiten sicherzustellen, wollen China und Indien (aber auch Japan und
Südkorea) nicht nur neue Öl- und Gasvorkommen anzapfen, sondern auch die
Abhängigkeit von den Ländern am Persischen Golf, wo die mit Abstand grössten
Vorkommen liegen, verringern. Der Grund dafür ist sim-pel: Das Öl der
Golfregion liegt, ausser im Falle des Iran, im Einflussbereich der USA, die vor
allem China mittelfristig als «Supermacht»-Rivalen wahrnehmen. Die Strategen in
Peking und Delhi befürch-ten mit Recht, dass die USA im Falle eines Konfliktes
die Öllieferungen aus dem Persischen Golf mit Druck auf die Produzenten und mit
Kriegsschiffen in den Strassen von Hormus und Malakka blockieren und ihre
Wirtschaft damit lähmen könnten. China und Indien reagieren, indem sie ihre
Ölimporte welt-weit diversifizieren, sich innerhalb Asiens stärker den
russischen, kaspischen und persischen Vorkom-men zuwenden und indem sie neue
Transportwege bauen, die dem Einfluss der USA vollkommen entzogen sind.
Da Öl weltweit knapp ist, ist der Kampf
um die verbleibenden Öl- und Gasreserven längst im Gange. Seit wenigen Jahren
beteiligen sich auch die chinesischen und indischen staatlichen Ölkonzerne
ag-gressiv an der Jagd. Zwischen Venezuela und den Küsten Westafrikas, Sibirien
und dem fernöstlichen Sachalin vergeht derzeit keine Woche, ohne dass
chinesische oder indische Unternehmen Beteiligun-gen an Ölproduktionsanlagen
oder langfristige Lieferverträge vermelden. Das laufende
18,5-Milliarden-Dollar-Übernahmeangebot der China National Offshore Oil
Corporation an das US-Ölunternehmen Unocal, das vor allem in Asien grosse
Reserven besitzt, ist nur der vorläufige Höhepunkt dieses welt-weiten
Verteilkampfes. Am deutlichsten legen freilich milliardenteure Pipelineprojekte
die strategischen Absichten der beteiligten Akteure offen (vgl. Grafik und
Kasten). Gemeinsam ist den Projekten, dass sie neue strategische Möglichkeiten
eröffnen, dass um des Öls willen alte Feindschaften begraben, neue Allianzen
geschmiedet und neue Konflikte am Horizont sichtbar werden. Am
bedeutungsvollsten sind sicherlich die Annäherungen von Russland und China
beziehungsweise Indiens und Pakistans.
Russland-China: Für Russland, das China im Kalten Krieg immer mit
grossem Misstrauen gegenüber-stand, ist China zu einem nützlichen
Allianzpartner auf Reserve geworden. Verschlechtern sich die Be-ziehungen zu
Europa und den USA - wie es in den vergangenen Monaten der Fall war -, kann
sich Mos-kau stärker nach Osten orientieren. Die schon bis anhin massiven
Verkäufe von Öl und Waffen an China unterstreichen den strategischen Charakter
dieser Option. Russlands Präsident Putin hat die Zer-schlagung und
Wiederverstaatlichung des Jukos-Konzerns in diesem Frühling denn auch dazu
benutzt, chinesische (an Stelle amerikanischer) Investoren mit Beteiligungen
und langfristigen Lieferverträgen zu bedienen. China und Russland sind sich
überdies beim Versuch einig, eine «multipolare Weltord-nung» voranzutreiben, um
die amerikanischen Hegemoniebestrebungen zu sabotieren.
Indien-Pakistan: Seit 1947 haben Indien und Pakistan zweimal Krieg um die
Kashmir-Region geführt. Noch heute stehen sich an der Demarkationslinie
Tausende von Soldaten gegenüber; der Kleinkrieg der kashmirischen Rebellen
gegen die «Besetzer» hat in den vergangenen 15 Jahren mehr als 65 000 Menschen
das Leben gekostet. Noch vor drei, vier Jahren war das Risiko eines erneuten
Krieges, geführt allenfalls gar mit Atomwaffen, beträchtlich. Seit zwei Jahren
jedoch hat unter den indischen Premierministern Vajpayee und Singh und dem
pakistanischen Präsidenten Musharraf politisches Tauwetter eingesetzt. Neben
geostrategischen und innenpolitischen Erwägungen haben auch energiepolitische
Interessen zur einstweiligen Befriedung beigetragen: Die Aussicht, durch eine
gemeinsame Pipeline in den Besitz iranischen und kaspischen Gases und, im Falle
Pakistans, zusätzlich zu milliardenschweren Transitgebühren zu kommen, war
allzu verlockend.
China/Indien-Iran: Der Iran verfügt über 11 Prozent der weltweiten Öl- und die
zweitgrössten Gas-reserven. Die USA haben den Mullahstaat jedoch als «Vorposten
der Tyrannei» geächtet und politisch isoliert. China und Indien öffnen Teheran
nun eine Tür: Im Tausch mit jahrzehntelangen Öl- und Gaslieferzusagen im Wert
von 40 Milliarden (Indien) respektive 70 Milliarden Dollar (China) und dem
geplanten Bau einer direkten Pipeline machen sie strategisch gemeinsame Sache
und unterlaufen die amerikanischen Sanktionen zu beidseitigem Nutzen. China
dürfte angesichts dieser Interessenlage im Streit um das iranische Atomprogramm
im Uno-Sicherheitsrat künftig seine (Veto-)Hand über den neuen Alliierten
halten.
Indien-Burma-Bangladesh: Bangladesh, das bis 1971 zu Pakistan gehörte, hat seit
seiner Unabhän-gigkeit eher schlechte Beziehungen zu Indien: Indien bezichtigt
den Nachbarn, Rebellen im Nordosten des Landes über die Grenze hinaus operieren
zu lassen. Das Militärregime von Burma wiederum steht China näher als Indien.
Die aktuellen Pipelinepläne haben das Klima kürzlich aber dramatisch verbes-sert;
Dhaka hofft auf Gas und jährliche Transitgebühren von 125 Millionen Dollar;
Burma auf eine Lockerung seiner politischen Isolation. Mit erstem Erfolg: Die
indische Regierung hat in letzter Zeit aufgehört, die burmesische
Demokratiebewegung der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi aktiv zu
unterstützen.
Indien-China: Eine der bemerkenswertesten Annäherungen hat zwischen
den beiden aufsteigenden Mächten selber stattgefunden. Neben aller historisch
begründeten politischen und wirtschaftlichen Rivalität haben sich Indien und
China zu einer pragmatischen Allianz gefunden. Diese ist zwar noch nicht zu
einer eigentlichen «Ölachse» geworden, wie einige Beobachter schrieben, aber
doch zu einer gefestigten Kooperation auf Grund gemeinsamer Energieinteressen.
Nicht überraschend setzt sich China etwa für einen ständigen Sitz Indiens im
Uno-Sicherheitsrat ein, wendet sich aber gegen das gleiche Ansinnen des
wichtigsten asiatischen US-Verbündeten Japan. Indien und China seien bereit,
traditionelle Differenzen hintanzustellen, sagte Indiens Premier Manmohan Singh
im Frühling: «Die Aufgabe der Diplomatie hat sich verändert - heute geht es
dabei hauptsächlich um Wirtschaft, Handel und Öl.» Indien und China seien in
dieser Hinsicht eine «strategische Partnerschaft» eingegangen. «Indien und
China können zusammen die Weltordnung neu formen.»
Die Jagd nach Öl und Gas hat zu neuen
strategischen Bündnissen geführt, aber hat das neue «great game» Asien auch
sicherer gemacht? Oder steht am Horizont nicht schon das Zeichen eines neuen
Kalten Krieges mit den USA (oder einem seiner Stellvertreter) über die Vormacht
in der Region?
Optimisten wie der indische Ölminister
Mani Shankar Aiyar glauben, Indien und China könnten mit ihrer Ölallianz eine
zunehmende wirtschaftliche und politische Integration Asiens einleiten - so wie
Frankreich und Deutschland mit ihrer Kohle- und Stahlunion der 50er-Jahre die
Integration Europas beförderten.
Zurzeit sind solche Visionen freilich
nur Träume. Auch der angeblich «völkerverbindende Charakter» von Pipelines muss
sich erst erweisen. Sicher ist aber schon, dass gemeinschaftliche,
milliardenteure Infrastrukturprojekte zumindest das Potenzial haben, die daran
beteiligten Partner über das Wirt-schaftliche hinaus langfristig zu binden.
Freilich haben auch die Skeptiker Recht, die im neuen diploma-tischen
Pragmatismus Asiens nur einen verallgemeinerten Zynismus erkennen: Wenn es um
Öl geht, gibt es offenbar (auch) für China oder Indien keine «Schurken», mit
denen sich eine Zusammenarbeit aus moralischen Gründen verbieten würde. Darauf
zu hoffen, dass sich Tyranneien automatisch in zivilisierte Länder verwandeln,
wenn sie nur an den allgemeinen Strom der Waren angeschlossen werden, ist
sicher verfehlt, wie etwa die Erfahrung mit arabischen Staaten gezeigt hat.
Die Abhängigkeit vom Golföl verringern
Fünf grosse Pipelines sollen China und
Indien mit neuem Öl und Gas versorgen.
Unter der Vielzahl derzeit gehandelter
Pläne für den Aus- oder Neubau von Öl- und Gasleitungen (vgl. Grafik), stechen
vor allem fünf hervor:
Eine mehrere Tausend Kilometer lange
Pipeline soll die enormen sibirischen Öl- und Gasvorräte nach Osten bringen,
entweder nach Nakhodka, in unmittelbare Nähe Japans, oder nach Daqing,
Nordchina. Russland hatte sich Anfang dieses Jahres zunächst für die japanische
Route entschie-den, erwägt nun nach anhaltendem chinesischem Lobbying aber,
zusätzlich auch den China-Zubringer zu bauen. Experten bezweifeln allerdings,
dass Sibirien genug Rohstoffe liefern kann, um beide Rohrleitungen zu füllen;
in diesem Fall würde Russland wohl seine Lieferungen nach Europa einschränken
(80% seines Öls fliesst derzeit nach Westen), um seinen asiatischen
Verpflichtungen nachzukommen.
Die ehemalige Sowjetrepublik Kasachstan
und China bauen an einer Pipeline, die kasachisches Öl und Gas direkt in die
chinesische Unruheprovinz Xinjiang-Uigur bringen soll. Peking erhofft sich, mit
dieser Energiespritze die Region wirtschaftlich entwickeln und dabei den
umstürzlerischen Regungen den Nährboden entziehen zu können.
Der Iran, Pakistan und Indien sind
übereingekommen, eine Pipeline vom gas- und ölreichen Süden des Iran über
Pakistan nach Indien zu bauen. Das Projekt war zuvor während eines Jahrzehnts
blockiert gewesen, weil sich die beiden südasiatischen Atommächte wegen Kashmir
seit einem halben Jahrhundert feindlich gesinnt sind. Indien hat China bereits
angeboten, die Pipeline bis ins Reich der Mitte zu verlängern.
Indien plant, über eine feste Leitung
Gas aus Burma über Bangladesh nach Kalkutta zu leiten.
Gebaut
wird bereits an einer Pipeline, die von Turkmenistan über afghanisches Gebiet
nach Pakistan (und allenfalls weiter nach Indien) führen soll. Dieses Projekt
wird vor allem von den USA vorangetrieben; seit dem Afghanistankrieg von Ende
2001 regieren sowohl in Kabul wie in Islamabad Alliierte der Amerikaner.Die ersten drei Projekte dienen China und Indien dazu,
neue Quellen zu erschliessen, die Abhängigkeit vom Golföl zu verringern, die
zum grösseren Teil noch unerschlossenen Vorräte Zentralasiens und des kaspischen
Raums anzuzapfen und dabei die starke Stellung der USA in dieser Region zu
schwächen. Das vierte Projekt will die Quellen im Golf von Bengalen anbohren,
das fünfte Projekt ist Teil einer amerikanischen Gegenstrategie zu den ersten
drei. (de.)
Öl- und Gaspipeline Projekte in Asien
Quelle: www.hep-verlag.ch
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