Geldentstehung aus dem Nichts?

Geld entsteht aus Werten, Werte schaffen Geld.

In einem Warengeldsystem ist die Ware - meist die Edelmetalle Gold und/oder Silber - das Geld selbst.
In einem Schuldgeldsystem entsteht Geld erst - und zwar aufgrund einer Schuld. Es gibt hier drei verschiedene Arten von Geld:
  • Münzgeld
  • Banknoten
  • Buchgeld
Die übliche Entstehung von Geld:
  • Münzen werden vom Staat (Schweiz: Swissmint) hergestellt und von der Zentralbank (Schweiz: Nationalbank) gekauft zum Nominalwert, indem die Zentralbank eine Forderung des Staates auf sich zieht. Münzen kommen also durch Kaufvertrag gegen eine schuldrechtliche Forderung in den Verkehr. (Populistisch ausgedrückt: Kauf mittels Kreditkarte.)
  • Banknoten werden in Verkehr gesetzt durch ein Repogeschäft. Dabei kauft die Zentralbank von einer Geschäftsbank Wertpapiere bei gleichzeitiger Rückkaufsvereinbarung auf einen späteren Zeitpunkt. Man könnte auch sagen, dass die Zentralbank eine Forderung an die Geschäftsbank tauscht mit einer Forderung der Bank an sich selbst. Banknoten werden folglich mittels schuldrechtlichem Vertrag in Verkehr gesetzt. (Kurz: durch Forderungstausch.)
  • Buchgeld entsteht analog zur Banknoten-in-Verkehr-Setzung: Die Geschäftsbank tauscht eine Forderung an den Kunden mit einer Forderung an sich selbst. Buchgeld kommt in den Verkehr ebenfalls durch einen Vertrag. Populistisch wird das leider "geschöpft" genannt, was zu verschiedenen realitätsfernen, wilden Theorien und Ideologien führt, weil der Vorgang nicht verstanden wird.
Man kann somit grundsätzlich festhalten: Geld ist eine Forderung (ein Anrecht, ein Anspruch, ein Guthaben) eines Kunden an eine Bank, dafür erhält die Bank eine Forderung an den kreditnachfragenden Kunden (bei der Zentralbank an die Bank). Wenn der Kunde die Forderung der Bank an sich selbst abträgt (seinen Kredit zurückzahlt), erlöscht logischerweise gleichzeitig seine Forderung an die Bank (sein Geld) und der Vertrag ist damit erfüllt. Es bestehen sodann keine gegenseitigen Forderungen mehr. Das Geld ist gleichzeitig mit dem Kredit, mit dem es entstanden ist, wieder verschwunden - d.h. auf gut Deutsch: die gegenseitigen Forderungen sind erloschen! Das verstehen leider die Wenigsten, obwohl es eigentlich ganz einfach und logisch ist. Das hat aber eben genau mit dem mystischen und damit den Laien verwirrenden, populistischen Wort "Geldschöpfung" für genannten alltäglichen Vorgang zu tun. Dass dann Worte wie Alchemie damit in Verbindung gebracht werden, zeigt das Unverständnis klar und deutlich. Eine Forderung hat nichts, aber auch gar nichts mit Alchemie zu tun. Dr. Meyer nennt Geld völlig richtig auch eine Obligation der (Zentral-)Bank oder eine "Quittung" für geleistete Arbeit oder einen Kredit an die (Zentral-)Bank. (In D und A heisst Obligation Anleihe.)

Viele meinen, Geld sei eine Sache, ein Ding. Genau da beginnt das Missverstehen des Systems! Geld ist eine Forderung, beruht also auf einem Vertrag. Das Wort "Geldschöpfung" animiert geradezu zu dieser Missdeutung. Eine Bank ist allerdings nicht der Schöpfer, sondern ein privatrechtliches Unternehmen.

Nun wissen wir, dass Geld eine Forderung an eine Bank ist. Damit wird offensichtlich, dass eine Bank niemals eine Forderung an sich selbst gegen Nichts ausstellen wird. Somit ist die zur Propaganda verkommene Mär von der sogenannten Geldschöpfung aus dem Nichts enttarnt.
Mit dem orwellschen Neusprech "Geld schöpfen aus dem Nichts" kann man künstlich einen nicht existierenden Skandal lostreten und seine Ziele hervorragend verfolgen, obwohl keinerlei Sinn dahinter steckt: Weder das Wort Geld stimmt, noch das Wort "schöpfen" trifft die Sache und der Ausdruck "aus dem Nichts" ist aus dem Nichts frei erfunden. Hirnwäsche tönt halt immer gut...
Es wird nicht Geld geschöpft, sondern Buchgeld, welches nur ein Teil des Oberbegriffs Geld ist: es wird eine Verpflichtung der Geschäftsbank eingegangen, den anderen Teil des Oberbegriffs Geld, nämlich Bargeld auszuzahlen. Aber geschöpft? Das aus Religionen entliehene Wort Schöpfung bezeichnet einen unerklärlichen Vorgang, welcher je nach Bedarf die Assoziation von "gottähnlich" oder "dämonisch" hervorrufen soll und ist jedenfalls mystifizierend. Das ist wahrscheinlich der Zweck, um den Menschen vorzugaukeln, dieser Vorgang sei unerklärlich, und dient dazu, die Floskel "aus dem Nichts" zu untermauern und den Machtanspruch aus dem Wissensvorsprung und der gottähnlichen Schöpfergewalt zu legitimieren.
Der Stumpfsinn
dieses Propaganda-Slogans wird offensichtlich, wenn man ihn ins tatsächliche Geschehen korrekt überträgt: "Verpflichtungsschöpfung aus dem Nichts" oder auch "Schuldschöpfung aus dem Nichts"...
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Natürlich hat die Forderung an die Bank noch nicht bestanden, bevor sie sie auf sich gezogen hat => das Geld ist erst entstanden mit der auf sich gezogenen Forderung der Bank, denn diese Forderung heisst im Schuldgeldsystem auf gut Deutsch Geld. W
enn Sie Schulden eingehen, existiert die Schuld selbstverständlich auch erst dann, wenn Sie sie eingehen. Das ist banal. Aber dieses Geld ist nicht aus Nichts entstanden, sondern aus einem Vertrag. Und dieser Vertrag hat zudem meist noch einen handfesten Hintergrund, nämlich eine Sicherheit. (Eine andere Frage ist, wieviel diese Sicherheit im Extremfall noch Wert hat, aber das lassen wir hier beiseite. Mit den nicht mit bestehenden "handfesten Werten" besicherten Krediten im Allgemeinen und Staatsanleihen sowie Unternehmensfinanzierungen im Besonderen, bei denen man mit einem gewissen Recht den Ausdruck "Geldschöpfung aus dem Nichts" gebrauchen könnte, haben wir uns ebenfalls ausführlich befasst. Der geneigte Leser möge im Skript nachlesen. )

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Lassen Sie sich von einem Propagandisten der "Geldschöpfung aus dem Nichts" einmal erklären, wie es denn kommen kann, dass Banken krachen, wenn sie doch angeblich "Geld aus dem Nichts" schöpfen können!

Anhand des Beispiels eines Liegenschaftskaufs kann man gut erkennen, was bei der sogenannten Geld"schöpfung" genau passiert: Die (solvente) Bank übernimmt die Schuld des Hauskäufers gegen den Hausverkäufer. Der Hauskäufer schuldet das Geld nun nicht mehr dem Verkäufer, sondern der Bank, und der Hausverkäufer hat sein Guthaben gegenüber der Bank statt gegenüber dem Käufer. Die Bank will zur Sicherheit natürlich ein Pfand auf das Haus.

Übrigens: Auch Sie können problemlos "Geld" schöpfen. Nur heisst dieses "Geld" dann eben nicht Geld, sondern Schuldschein, weil Sie keine Bank sind und folglich nicht der Bankengesetzgebung unterliegen. Jetzt überlegen Sie sich einfach, ob Sie bereit sind, so einen Schuldschein aus dem Nichts zu schöpfen!

Ich denke, Sie haben nun gemerkt, wie Sie von selbsternannten oder erkorenen "Experten" vergackeiert wurden...

Man kann Geld als handelbare Quittung für geleistete Arbeit bezeichnen. Wenn man der Bank einen Vermögensgegenstand verpfändet, quittiert sie den Erhalt des Pfandes!

Der Skandal ist nicht die Geldschöpfung, sondern das Schuldgeldsystem. Von diesem lenkt man allerdings ab, wenn man die Geldschöpfung als Skandal bezeichnet! Nicht unwichtige Details betreffend Geldschöpfung finden Sie hier. Einen Überblick betreffend Schuldgeldproblematik hier.

Autor: Oeconomicus criticus