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Teilreserve und Geldmenge

Fractional reserve system und Geldmenge

Wer von Teilreserve spricht, muss annehmen, dass Bargeld aus sich heraus einen Wert habe. Dem ist aber nicht so. Bargeld ist nicht das Fundament des Geldsystems, wie wir in dieser Webseite auf verschiedenen Wegen gezeigt haben. Bargeld bezieht seinen Wert aus den Vermögenswerten, welche in der Volkswirtschaft erarbeitet wurden und einzig zum Bargeldbezug (resp. Giroguthaben) der Zentralbank z.B. per Repogeschäft vorübergehend verkauft wurden. Die Vermögenswerte gehören jedoch nicht der Zentralbank, weshalb sie Schuldscheine, genannt Bargeld, ausstellt. Je mehr Bargeld bezogen wird, desto mehr Vermögenswerte müssen der Zentralbank verkauft werden.

eigene Darstellung

Wer Fractional-Reserve-Banking damit begründet, dass die Spareinlagen ja nie alle ausbezahlt werden können, übersieht, dass die Spareinlagen durch Aktiven gedeckt sind, die - üblicherweise - veräussert werden können!
Es ist kein Solvenzproblem, wenn "dasselbe Bargeld mehrfach verliehen wird", weil es lediglich ein Medium, ein Mittel zum Zweck, ein Anrecht der Geschäftsbanken auf Rückkauf ihrer (zur Beschaffung von Bargeld durch Repogeschäft) verkauften Aktiven ist. (Aus diesen Gegebenheiten bezieht Bargeld seinen Wert, analog wie Buchgeld seinen Wert aus den bei den Geschäftsbanken hinterlegten Sicherheiten und dem Bedürfnis auf deren Auslösung sowie aus Angst vor Verlust des eingesetzten Eigenkapitals erhält.) Wenn die Menschen massenhaft ihr Guthaben bar beziehen (Stichwort: Bankrun) oder von einer Bank zu anderen überweisen (Stichworte: Vertrauensverlust in eine bestimmte Bank oder andauernde Handelsbilanzdefizite), kann allerdings daraus ein Liquiditätsproblem entstehen. Dann müssen die Banken Mittel beschaffen, indem sie beispielsweise beginnen, ihr Vermögen zu verpfänden resp. (der Zentralbank mittels Repogeschäft) zu verkaufen. Das ist ein sogenannter Aktivtausch für die Geschäftsbanken. Allerdings ist auch Liquiditätsbeschaffung durch Kreditkündigung oder von der Passivseite her möglich, wie z.B. durch Zinserhöhungen1, Ausgabe von Kassaobligationen, Aktienkapitalerhöhung.

Bargeldbeschaffung via Aktivtausch:
(zum Vergrössern anklicken)

Ein Liquiditätsproblem lässt sich vergleichsweise einfach lösen; ein Solvenzproblem allerdings ist ernst.
(Wenn Sie unbelastete Vermögenswerte besitzen, dürfte es auch Ihnen kaum Schwierigkeiten bereiten, Bargeld zu beschaffen. Haben Sie allerdings keinerlei Vermögen und kein Bargeld, haben auch Sie ein ernstes Problem.) Wenn also die Menschen das Bargeld abheben: Was wollen sie denn damit anfangen? Es unter das Kopfkissen legen? Sie werden doch wohl in den meisten Fällen dieses Geld wieder irgendwo anlegen wollen! Also kaufen sie doch wahrscheinlich der Bank (indirekt) Aktiven ab. Und schon hat sie wieder Geld, um die weiteren geldfordernden Gläubiger auszuzahlen. Das dauert natürlich ein Weilchen. Aber die Banken können sich ja auch bei der Zentralbank Geld "leihen" gegen die Aktiven resp. Sicherheiten, die sie in ihren Büchern haben. Und im Notfall wird die Zentralbank die Liste der notenbankfähigen Effekten ausweiten und dementsprechend das nötige Bargeld herausgeben (Schweiz siehe Art. 26 LiqV). Solange der Wert der Aktiven der Bank nicht dermassen einbricht, dass das Eigenkapital verloren ist, kann die daher solvente Bank die Gläubiger auch auszahlen. Somit ist es auch von daher, wenn von Fractional-Reserve-Banking die Rede ist, meist nur effektheischende Phrasendrescherei von Leuten, die keine Bankbilanz lesen können und weder Bankgeschäft noch Geldsystem verstehen - oder anderes im Sinn haben, nämlich von der wahren Problematik abzulenken und die Leute auf ein falsches Gleis zu führen! Sie dienen damit weder dem Volk noch der Wahrheit, sondern der Macht!
Dazu später mehr.

Wie wir eingangs dieser Webseite darlegten, gilt:

Auch wenn das System mittels Staatsverschuldung und Bargeldausgabe gestartet worden sein mag, steht am Anfang grundsätzlich
  • die Wertschöpfung, gefolgt von der
  • Buchgeld"schöpfung" und erst danach kommt die
  • Zentralbankgeld"schöpfung".
Bargeld als Grundlage des Systems zu bezeichnen heisst, die Welt auf den Kopf zu stellen.

Wie wir gesehen haben, ist die 1. Stufe der "Geldschöpfung" diejenige der Geschäftsbanken - und nicht diejenige des Zentralbankgeldes. Die Banken nehmen Kredit auf bei jemandem. Danach erst verkaufen sie einen Teil ihrer Forderung an die Zentralbank (Mindestreserve), um daraus Bargeld zu beziehen. Die Fractional-Reserve-Theoretiker stellen die Pyramide auf die Spitze, wenn sie behaupten, dass zuerst Bargeld bestünde und danach erst Buchgeld. Wenn wir das dieses Mal auf einen Wertpapierkredit statt auf einen Liegenschaftskauf beziehen wollen, kann man den Vorgang wie folgt beschreiben: Der Bankgläubiger hinterlegt bei der Bank ein Wertpapier als Sicherheit, wofür ihm die Bank einen entsprechenden Kredit vergibt und ihm den Betrag auf dem Konto gutschreibt. Die Buchung lautet: Wertschriftenkredit (Lombardkredit)/Guthaben Kunde. (Das Wertpapier wird nicht aktiviert, da es nicht der Bank gehört. Danach kann die Bank mit diesem Wertpapier ein Repogeschäft tätigen und dafür Bargeld beziehen. Würde es die Bank kaufen, lautete die Buchung: Wertschriften/Guthaben Kunde.) Der Bankkunde ist somit einerseits mit dem Wertpapier resp. dem daraus folgenden Guthaben Gläubiger, also Kreditgeber, Kreditor der Bank2 - die Bank kann ja mit dem Wertpapier Bargeld bei der Zentralbank beziehen - und anderseits mit dem Kredit Kreditnehmer, Debitor. Analog läuft es bei einem Hauseigentümer, der auf sein Haus einen Kredit aufnimmt, weil er es nicht verkaufen will, obwohl er Geld benötigt.

Die Banken würden die Spareinlagen verleihen, sagt man uns3. Des weiteren wird behauptet, dass sie "Geld aus dem Nichts" schöpfen/erschaffen würden. Wenn man die Pyramide auf den Kopf stellt, steht sie tatsächlich auf dem "Nichts". Genau genommen verleihen sie weder Spareinlagen noch schöpfen sie Geld, wie wir gezeigt haben, sondern sie "schöpfen", wenn schon, denn schon, Buchgeld oder besser: sie mobilisieren langfristig gebundenes Kapital. Spareinlagen sind Bankpassiva, d.h. Verbindlichkeiten, Schulden der Bank. Schulden kann man nicht verleihen. Tatsache ist, dass die Bank immer nur einen Teil ihrer Schulden in bar vorhält. Die Bank nimmt eine Sicherheit entgegen und gibt dem Kreditnehmer im Gegenzug ein Zahlungsversprechen. Denn Banknoten wie auch Buchgeld sind nichts anderes als Zahlungsversprechen der Zentral- resp. Geschäftsbanken. Aus Sicht des Kunden sind es Forderungen gegen die entsprechende Bank.

Der Kreditnehmer muss für seinen Kredit üblicherweise Sicherheit, ein Pfand bieten. Bei einem Hauskauf beispielsweise eine Hypothek. Wenn mit dem geliehenen Geld neue Werte geschaffen werden, erhöht sich auch das Angebot an Waren: bei Nichtbedienen der Schuld wird zur Bedienung des Kredites das Pfand verwertet. Das verliehene Geld ist gedeckt, allerdings halt diesfalls nicht mit Gold oder Bargeld, sondern mit einem Haus - mit einer Leistung, einem Wert. Wie viel die Sicherheit im Falle eines allgemeinen Wirtschaftszusammenbruchs oder beim Platzen einer Blase noch Wert hat, ist eine ganz andere Frage. Dass der Kreditnehmer für den Kredit "Miete", also einen Preis bezahlen muss - den Zins - versteht sich von selbst. Leider geistert seit einiger Zeit die Mär vom Zins auf das geschöpfte Geld herum, in Verkennung der Tatsache, dass der Kredit, und nicht das "geschöpfte" Geld verzinst werden muss. Derjenige, der in unserem Beispiel das Haus "liefert", ist Kreditor, also Kreditgeber, denn er gibt dieses Haus auf Kredit, welches Geld er dann von der Bank gutgeschrieben erhält. Analog einem Warenlieferanten an ein Unternehmen, welcher seine Ware liefert und daher Geld als sogenannter Kreditor dieser Firma zugut hat. Wir haben uns damit auf dieser Webseite des Langen und Breiten befasst, weshalb ich auf Verlinkungen verzichte. Allerdings versuche ich es auf dieser Seite noch mit anderen Worten zu erklären, weil es dermassen wichtig ist für das grundlegende Verständnis des Systems. Der Kredit ist ein Aktivposten, also eine Forderung der Bank gegen den Schuldner, den Kreditnehmer. Das "geschöpfte" Geld allerdings ist ein Zahlungsversprechen der Bank, ein Passivposten. Die Bank schuldet also dem entsprechenden Gläubiger Geld. Der Gläubiger ist dementsprechend Kreditgeber der Bank, denn er hat ja für das Geld etwas geliefert (in diesem Beispiel das Haus). Wenn die Bank also dem Kreditgeber Geld schuldet, ist es schon seltsam, wenn man annimmt, dass sie von ihm dafür auch noch einen Zins verlangen solle. So verhält es sich auch mit Bargeld: Hat jemals ein Bürger eine Rechnung auf seine Banknoten im Portemonnaie erhalten? Das ist schon allein technisch nicht möglich, da ja niemand weiss, in welcher Tasche diese Note sich gerade befindet, ganz abgesehen davon, dass man da auch nicht einfach eine Ecke wegschneiden kann... Da mutet es dann geradezu abstrus an, wenn Gesell-Anhänger einen Zins auf Geld einführen wollen, also einen Zins auf eine Banknote. Nicht bloss, dass dies für unser Verständnis von Geld nicht nachvollziehbar, sondern schon wirklich absurd klingt... Da hat das Gefühl eines Durchschnittsmenschen sicher eher recht als die Realitätsferne gewisser Propagandisten, die das System nicht verstehen. Sei es wie es wolle, diese Gegebenheit musste jedenfalls auch auf dieser Seite wenigstens angesprochen werden, weil sich die Fehlinformation, oder eher schon hartnäckige, irreführende Propaganda mittlerweile in vielen Köpfen eingenistet hat... Neusprech vom Feinsten! Wer ein Pferd von hinten aufzäumt, muss sich nicht fragen, weshalb er/ihn das Pferd nicht versteht... Wenn man das System verkehrt betrachtet, kommt man auf die absurdesten Theorien!

Wer glaubt, die Bank könne einfach einen Kredit vergeben, der nicht durch genug Sicherheit gedeckt ist, sollte die folgenden Überlegungen machen. Banken platzen genau dann, wenn die Sicherheiten an Wert verlieren. Im Aufschwung steigen die Werte, im Abschwung weiss man nie, wieviel sie nachher noch Wert haben. Wenn der Wertverlust die Hälfte des Eigenkapitals (Schweiz) der Bank übersteigt (weiter unten wird detaillierter darauf eingegangen), winkt der Bankrott (siehe auch hier und hier)4 - siehe aber auch z.B. die Eigenmittelverordnung (ERV 952.03) für Banken in der Schweizerischen Gesetzgebung.

Man muss und kann das Ganze also wie folgt betrachten: All diejenigen, die ein Guthaben bei der Bank haben, leihen der Bank Geld (recte: sie geben der Bank Kredit!). Also "leiht" der Hausverkäufer das Geld, das er aus der Hypothek des Käufers erhält, der Bank, denn er hat ja das Haus zur Verfügung gestellt, d.h. zum Kauf angeboten. Denn: was wäre, wenn der Hausverkäufer seine Hypothek nicht abbezahlt, sondern das Geld angespart hätte? Dann läge es auf der Bank (oder allenfalls in irgendeinem Wertpapier). Und er wäre Kreditgeber der Bank mit diesem Geld, mit seinem Sparguthaben, währenddem auf der anderen Seite, der Aktivseite der Bilanz, die Hypothek weiterhin stünde. Was unterscheidet das denn davon, dass er seine Hypothek abbezahlt hatte und nun Geld braucht und eine Hypothek aufnimmt? Auf der Aktivseite steht nun die Hypothek wieder und auf der Passivseite sein Sparkonto, genau so wie es auch gewesen wäre, hätte er die Hypothek nie abbezahlt!
Wer da noch immer behauptet, die Bank schöpfe "Geld aus dem Nichts", muss obige offensichtliche Argumentation verneinen! Der Empfänger des Geldes bei der Kreditaufnahme (z.B. mittels Hypothek) ist also offensichtlich Kreditgeber der Bank!

Im übrigen kann die Bank auch nur Kredit vergeben, wenn Kredit nachgefragt wird. Also kann sie auch kein "Geld aus dem Nichts" schöpfen, wenn kein Kredit nachgefragt wird. Wieso möchten die Menschen denn Kredit? Weil sie Geld brauchen. Gibt die Bank keinen Kredit, gibt es auch kein Geld. Also müsste man meinen, dass die Leute froh sein müssten, wenn die Bank Kredit gibt, sonst würden sie ja keinen nachfragen. Und was glauben Sie, würde passieren, wenn die Bank einen Kredit vergibt und danach das Bargeld nicht ausbezahlen könnte, weil sie keines hat? Die Bank wäre innert kürzester Zeit platt: Bankrun! Auch das zeigt, dass die Bank nicht Geld aus dem Nichts schöpft, sondern Buchgeld, einen Anspruch auf Geld ausgibt - und den gibt sie sicher nicht aus dem Nichts heraus!

Eine Bank ist eine private Firma. Keine private Firma, noch weniger als eine Privatperson, gibt eine Schuldanerkennung heraus, wenn sie nicht ihren Grund hat. Und dieser Grund kann nicht Nichts sein! Also ist das Argument "Geld aus dem Nichts" einfach nur populistisch und blöd! Würde man die Worthelden, die behaupten, die Bank schöpfe Geld aus dem Nichts, überhaupt noch ernst nehmen, so müsste man sie fragen, wie die Bank das denn bewerkstelligen soll! Sie gehen nämlich anscheinend mit ihrer Aussage davon aus, Geld sei ein Aktivum, also ein Vermögenswert der Bank. Wo würde denn dann die Gegenbuchung stehen, wenn die Bank Geld schöpfte? Geld an ... Nichts? Tja, da bleibt nur ratloses Kopfschütteln... (Diese Aussagen sind nur eine Klarstellung; die grundlegende Schuldgeldproblematik wurde andernorts schon in groben Zügen besprochen!) Ganz abgesehen davon: wie erklären diese Leute denn, dass Banken pleite gehen können, obwohl sie ja angeblich Geld aus dem Nichts schöpfen können? Klar hat die Bank ein Aktivum, das sich Geld nennt: Bargeld! Aber Bargeld kann sie so wenig "schöpfen" wie Sie! Würde sie Bargeld schöpfen, stünde der Strafrichter schnell vor der Tür...

Gemäss Definition sind Reserven immer Eigenkapital und stehen auf der Passivseite der Bilanz:

Bargeld ist allerdings ein Aktivum der Bilanz einer Geschäftsbank. Begriffsverwirrungen sind Grundlage von Verirrungen. Neusprech ist die Grundlage von Hirnwäsche. Wenn also Reserven Teil des Eigenkapitals sind, gibt es keine Teilreserve: entweder hat eine AG Reserven - oder sie hat eben keine. (Auch das Wort Währungsreserve gehört daher in die Kategorie Neusprech.) Mit Hilfe dieses Begriffs kann den Menschen suggeriert werden, dass Buchgeld vollumfänglich durch Bargeld gedeckt zu sein habe. Derweil ist das Buchgeld der Geschäftsbanken gedeckt durch deren Aktiven. Müssten die Geschäftsbanken sämtliches Buchgeld durch Bargeld decken, wäre es unumgänglich, ihr Vermögen, also Kredite und Wertpapiere, der Zentralbank abzutreten. (Oder noch schlimmer: sogenanntes und angebliches Vollgeld einzuführen, welches durch nichts oder allenfalls noch teilweise gedeckt wäre, während der Begriff volle Deckung suggerieren soll.) Dann wäre das Buchgeld über den Umweg Zentralbank und Bargeld wiederum durch genau dieselben Aktiven gedeckt. Allerdings verkämen die Geschäftsbanken zu reinen Filialen der Zentralbank und die Zentralbank hätte sämtliche Risiken zu übernehmen; die Geschäftsbanken wiederum könnten selbständig keine Kredite vergeben, sondern müssten jeweils die Bewilligung der Zentralbank einholen. Das wohl kaum wünschenswerte Resultat wäre eine Zentral(bank)bürokratie. Die Folge wäre Machtkonzentration, also genau das Gegenteil des Erstrebenswerten, nämlich der Freiheit. Bargeld ist ja nur ein Mittel zum Zweck, beruhend auf Wertschriften, die einer Geschäftsbank gehören. Bargeld ist lediglich die Quittung der Zentralbank, dass sie diese Wertschriften erhalten hat und sie der Geschäftsbank schuldet - also ist Bargeld nichts anderes als ein Schuldschein der Zentralbank. Über die zahlreichen Funktionen und Eigenschaften des Geldes existiert umfangreiche Fachliteratur, weshalb ich darauf nicht näher eingehe.

Realitätsverzerrung

Wenn von Fractional-Reserve-Banking die Rede ist, geht es darum, die Leute von der wahren Problematik abzulenken und auf ein falsches Gleis zu führen! Die Teilreservepropaganda dient damit weder dem Volk noch der Wahrheit, sondern der Macht! Ganz abgesehen davon, dass diese unselige Theorie die Welt auf den Kopf stellt - siehe hier - und daher reinster Nonsens ist.
Klar hat die Bank mehr Ansprüche auf Bargeld ausgegeben, als sie Bargeld hat. So wie auch Sie z.B. Hypothekarschulden eingehen können, wenn Sie kein Bargeld haben! Dann wird Ihnen auch niemand den Vorwurf machen, Sie hätten Ihre Schulden nicht mit Bargeld gedeckt - sonst bräuchten Sie ja keinen Kredit! Aber Sie könnten das Haus verkaufen und dann den Kredit zurückzahlen - der Kredit ist also auch bei Ihnen gedeckt, halt nicht mit Bargeld, genau so wie bei der Bank... Auch eine Bank muss sich vorfinanzieren, wenn sie existieren will, wie jedes andere Unternehmen auch. Ohne Fremdkapital geht es schlicht und einfach nicht. Die Vorfinanzierung haben wir in dieser Webseite schon mehrfach angesprochen. Ebenso haben wir oben gezeigt, dass und wie eine Bank jederzeit Bargeld beschaffen kann, sofern sie solvent ist.

Wird allerdings zur Sicherheit einzig ein Zahlungsversprechen ausgestellt - wie das der Staat tut (Staatsanleihe) oder bei Konsumschulden -, so ist das neue Geld, sofern es
konsumiert, also beispielsweise nicht in Infrastruktur investiert, sondern für Löhne und Sozialleistungen und dergleichen ausgegeben wurde, durch keine Leistung im Sinne einer Ware oder eines geldwerten Vorteils (beispielsweise eine Strasse, Brücke, Fabrik oder ein Haus usw.) gedeckt, sondern auch wiederum nur durch ein Versprechen, ein Versprechen des Staates. Dann zahlt der Bürger früher oder später mit Teuerung/Inflation für vorgezogenen Konsum und/oder mit höheren Steuern, weil der Staat dieses verausgabte Geld ja wieder einnehmen muss (besser: müsste), um sein Versprechen erfüllen zu können. Daher steigt bei der Mobilisierung von Staatsversprechen (sprich: Beleihung von Staatsschuldverschreibungen, beschönigend Staatsanleihen genannt) die Geldmenge, währenddem das Angebot an Waren gleich bleibt; der Wert des Geldes wird damit verwässert, denn auch beim Geld gilt nach Mainstreamökonomie das Prinzip des Marktgleichgewichts (Angebot-Nachfrage-Theorie resp. -Prinzip); Paul C. Martin hingegen ist anderer Meinung und zeigt in "Der Kapitalismus - ein System das funktioniert", dass es in Tat und Wahrheit "kein Mengen-, sondern ein Zeitphänomen" ist: "Die Regulierung zu hoher Schulden wird durch Leistungsverzögerung zu lange vertagt". Für unsere Zwecke reicht es, wenn wir das zur Kenntnis nehmen.
Nimmt allerdings der Staat diesen Kredit auf für Investitionen, für Infrastrukturprojekte, so hat die Bevölkerung dadurch einen langfristigen geldwerten Vorteil. Dagegen ist - wenigstens grundsätzlich im Zusammenhang mit der Geldschöpfung - nichts einzuwenden, denn der Kredit ist damit gedeckt, selbst wenn die Investition nicht veräusserbar ist und sich erst im Laufe der Zeit amortisiert (die Amortisation sollte dann allerdings auch durchgezogen werden!). In diesem Zusammenhang von FIAT-Geld zu reden, wäre also klar verfehlt.

Wieso kauft eine Bank denn Staatsanleihen, wenn sie ja eigentlich "nicht gedeckt" sind? Einige Beispiele:
  • Geht ein Staat bankrott, wird also ein Staat zahlungsunfähig, geht die Währung unter. Mit der Währung geht auch die Bank unter!
  • Zudem gibt es einen Markt für Staatsanleihen, an welchem die Bank diese wieder abstossen kann.
  • Im übrigen können sie als Sicherheit für einen Kredit bei der Zentralbank hinterlegt werden, wodurch die Bank sich refinanzieren kann.
  • Staatsanleihen sind die sichersten Investments eines Landes, denn gehen die Staatsanleihen unter, geht auch die Währung unter.
  • Sie bringen Zinserträge.
  • Sie erleichtern die Kreditrückzahlung der nichtstaatlichen Kreditnehmer und schützen die Banken vor entsprechenden Verlusten.
Kauft aber die (Zentral-)Bank - wie nachfolgend aus der Bilanz der FED ersichtlich - Staatsanleihen auf, die nicht für Investitionen bestimmt sind, so wird der Wert des Geldes verwässert (Inflation), denn hinter diesem Geld steht keine bilanzierbare Investition, sondern einzig eine Forderung. In diesem Fall ist es vertretbar, wenn man von FIAT-Geld (ungedecktes Geld - fiat lux = es werde Licht; fiat money = es werde Geld) spricht. Dann und nur dann hat die Feststellung - in Verschleierung der Ursache -, die Bank schöpfe Geld aus dem Nichts, eine gewisse Berechtigung; eigentlich handelt es sich hier um eine versteckte Steuer. Da der Staat dieses Geld niemals wird zurückzahlen können - es ist ein Versprechen, das nie gehalten werden kann und wird -, ist (nicht nur) die FED technisch eigentlich längst pleite:


Somit zeigt sich, dass das Währungssystem - zumindest in den USA5 - schlussendlich ins Leere zeigt. Dieses Fractional-Reserve-Banking, wie das oft populistisch genannt wird, ist also im Grunde genommen gar kein Teilreserve-Banking, wie das verstanden wird, weil nicht die Spareinlagen verliehen werden, wie wir oben gesehen haben! Auch schöpfen Geschäftsbanken kein Geld aus dem Nichts, sondern sie geben Ansprüche auf Bargeld aus, welche wiederum gedeckt sind durch die normalerweise besicherten Kredite, welche sich in Bargeld verwandeln lassen. Vielmehr hat die (Zentral-)Bank dem Staat ein Zahlungsversprechen (= Geld) gegeben gegen Staatsanleihen als Sicherheit. Solange die Staatsanleihen verkäuflich sind, decken auch sie die Verpflichtungen der (Zentral-)Bank. Werden sie allerdings unverkäuflich, kollabiert das System.

Die Geldinhaber sind, wie wir in dieser Webseite gesehen haben, Gläubiger, also Kreditgeber der Bank, d.h., sie vertrauen darauf, dass die Bank zahlungsfähig bleibt und dass die Aktiven auch den Wert besitzen, der in der Bilanz ausgewiesen ist. Da die Staatsanleihen nie mehr zurückbezahlt werden, wie die Erfahrung lehrt und die Vorfinanzierung nahelegt, fragt sich der Geldbesitzer unter Umständen, für wie viel diese Staatsanleihen denn an der Börse, also am Markt gehandelt werden: wieviel sie eigentlich Wert haben. Denn solange die Staatsanleihen Käufer finden, solange könnte die Zentralbank theoretisch ihre Staatsanleihen veräussern. Sobald die Staatsanleihen nicht mehr verkauft werden können, kollabiert das Vertrauen in die Währung (oder umgekehrt, sobald das Vertrauen weg ist, können die Staatsanleihen nicht mehr verkauft werden) und die Zinsen steigen extrem. Staatsanleihen und Währung werden abgestossen um jeden Preis. Wenn die "Zentralbankstufe" nicht mehr gedeckt ist, sind auch die Forderungen gegenüber der Geschäftsbank nur noch Forderungen auf "Luft": das Haus ist ein Luftschloss, da die Forderungen im Währungsgebiet grundsätzlich auf die betreffende Währung lauten. Dann wird es zu einem kollabierenden Kettenbrief, einem Ponzi-Schema. Wird der Dollar abverkauft, hat die FED praktisch keine Währungsreserven (Aktiven) um den $ zu stützen, denn sie kann ihre Staatsanleihen nicht mehr verkaufen: sie kann die Währung somit nicht mehr durch deren Rückkauf stützen. Dies hätte weltweit extreme Folgen aufgrund der besonderen Stellung des $ sowie der Bedeutung der US-Wirtschaft. Wie man aus der Bilanz ersieht, hat sie auch kein Gold, sondern nur "Gold certificates", also Forderungen auf Gold. Ganz abgesehen davon, dass selbst materielle Goldreserven in diesem Umfang, wie sie die Zertifikate ausweist, keine Chance hätten, den $ auch nur annähernd zu stützen.6 Im übrigen: sogenannte Währungsreserven sind auch nur so viel wert, wie die entsprechenden Währungen gedeckt sind.


In Euroland war das Aufkaufen von Staatsanleihen eigentlich zu Recht verpönt. Wie schnell man aber seine Vorsätze vergisst, zeigen die Taten...

Im Beschluss der EZB vom 14. Mai 2010 zur Einführung eines Programms für die Wertpapiermärkte (EZB/2010/5) heisst es:
Gemäß den Bestimmungen dieses Beschlusses können die Zentralbanken des Eurosystems
a) zugelassene marktfähige Schuldtitel, die von Zentralstaaten oder öffentlichen Stellen der Mitgliedstaaten, deren Währung der Euro ist, begeben werden, auf dem Sekundärmarkt ankaufen...

Wie wurde doch den EU-Bürgern versprochen, dass kein Staat für die Schulden des anderen hafte! Wie lange hat es gedauert, bis man all die Verträge für das, was sie nun sind, für Makulatur, wertloses Papier, erklärt hat? Die Tinte war noch nicht trocken! Zu glauben, dass es dann besser wird, wenn man Luzifer das Papiergeld produzieren lässt, ist Blendwerk und Träumerei; Nebel um das Geld! Betreffend Euro und EU gäbe es noch viel zu sagen, insbesondere sei hier allerdings festgestellt, dass nur ein Blinder nicht hat voraussehen können, wie es kommen musste. Aber das geht wiederum über die Aufgabe dieser Webseite hinaus, die sich mit dem Geldsystem an sich befasst. Auch haben sich dazu schon viele Persönlichkeiten geäussert, sodass man sich mit dem Grundwissen aus dieser Webseite selber zurechtfinden sollte und sich kaum mehr in die Irre führen lassen dürfte. Da habe ich vollstes Vertrauen in Ihre geistige Gesundheit und Intelligenz, werter Leser, denn sonst hätten Sie nicht bis hierher durchgehalten. ;-)

Inflation heisst "sich aufblasen", "aufschwellen". In Tat und Wahrheit ist die Ausweitung der ungedeckten Geldmenge die Ursache eines allgemeinen Preisanstiegs. Also sagt die Österreichische Schule der Nationalökonomie "die Ausweitung der ungedeckten Geldmenge ist Inflation". Wo kämen wir denn da hin, wenn das die Zentralbanken schreiben würden? Da würden sie und die Politiker sich ja direkt als Täter offenbaren. Nö, das darf nicht sein. Also hat die offizielle Volkswirtschaftlehre eine andere Definition: "Inflation ist ein allgemeiner Preisanstieg", also eine Aufblähung des Preisniveaus. So braucht man die Ursache nicht zu offenbaren (oder kann sie vertuschen - wählen Sie, was Sie wollen) und kann dafür mehr oder weniger leicht geschönte Statistiken veröffentlichen. Dafür hat man dann eine "gefühlte Inflation" eingeführt, wie man am Karteireiter (oder Abschnitt, je nach verwendetem Browser) auf der Site der EZB sehen kann.


Dr. Paul C. Martin völlig zu Recht:
Seit 250 Jahren regieren uns die TTS-Theoretiker. Sie halten alle Lehrstühle an den Universitäten besetzt, sie sitzen in den Notenbanken und den Wirtschafts- und Finanzministerien. Und sie werden sich jetzt wundern, was mit der schönen »freien Wirtschaft«, die man gern noch so ein bißchen »sozial« garniert hat, geschieht, deren Uhr nun abgelaufen ist. Der Sozialismus, alias ein sowjetisches System wird möglicherweise schneller da sein, als wir es heute ahnen.
Schuld am Kollaps des Kapitalismus ist, wie wir nachweisen konnten, die Tatsache, daß in die freie Wirtschaft der »infallible Schuldner«, alias der »Staat« eingeschleust wurde. Damit sind alle Aufschuldungs-, Inflations-, Blow-off- und Deflations-Phänomene plus Depression und Crash erklärt.
Wer als Promoter der freien Wirtschaft und bedingungsloser Anhänger des kapitalistischen Systems zusehen muß, wie das Ganze jetzt in einer letzten Zuckung pervertiert wird, entwickelt auch Galgenhumor.

Es fällt auf, dass alle nun breit propagierten Ideologien (sei es zinsloses Geld, Schwundgeld, Bedingungsloses Grundeinkommen oder Vollgeld) auf derselben offensichtlich falschen Analyse des Geldsystems beruhen. Herr Prof. Senf scheint der grosse Vordenker und Guru dieser Sekten und Initiativen zu sein. Und immer soll die Staatsmacht gestärkt werden zu Lasten der Freiheit.


Wenn die Zentralbanken Staatsanleihen aufkaufen, dann kann man in guten Treuen sagen, dass der Staat selber Geld aus dem "Nichts" produziert und damit die Bevölkerung klammheimlich besteuert. Dann aber den Banken die Schuld in die Schuhe zu schieben ist eindeutig ein Ablenken von den wahren Gegebenheiten: Nebel um das Geld. So wie Herr Senf sein Buch benannt hat, nebelt er selber die Leute ein! Wenn man dann fordert, der Staat müsse die Geldherstellung selber in die Hand nehmen, dann werde alles besser, gibt man Beelzebub offiziell die Macht in die Hand. Man treibt also den angeblichen Teufel, die Banken, mit dem wahren Sünder, Luzifer aus! So gibt man Luzifer die Kontrolle über das Geld und verkauft das dann als Fortschritt, derweil dieses System im übrigen an genau denselben Mängeln leidet wie das bestehende, um nicht gleich zu sagen, dass es noch viel schlimmer ist. Ist es da abwegig zu fragen: "Wem dienen Sie, Herr Prof. Senf?". Wie hat doch die Schweizer Nationalbank (SNB) Hunderte Milliarden in € und $ gepulvert - alternativlos - ohne das Volk zu fragen: Immerhin rund 55'000 Franken pro Kopf, inkl. Kinder und Rentner! Und selbstverständlich mit "Geld aus dünner Luft". Und dies nicht etwa im Interesse des Volkes - im Gegenteil: Das Volk muss in den sauren Apfel beissen, ob es will oder nicht. Währenddem wir über einige Milliönchen abstimmen, laufen die grossen Sachen ohne uns zu fragen! NR Reimann hat da ganz recht.


So sieht es mittlerweile in der Bilanz der SNB aus!


Allerdings muss zur Entlastung der Politiker gesagt werden, dass der Staat - in einem Schuldgeldsystem - u.U. die Spargelder "ersetzen" muss, weil sie sonst für die Kreditrückzahlungen fehlen. Das haben wir aufgezeigt auf der Seite "Fehlender Zins". Aus diesem Grund versuchen die Staaten auch auf alle erdenkliche Art und Weise an Geld zu kommen, um ihre Schuldenlast zu verringern und den Staat noch eine Weile am Leben zu erhalten. Den Politikern einen Vorwurf zu machen, weil sie das Geldsystem nicht ändern und auf eine tragfeste Basis stellen, ist eine andere Sache, worauf wir dann auf der Seite Ausweg ein Stück weit eingehen wollen.

Mit Papiergeld lassen sich lange Kriege finanzieren; bei Goldgeld würden den Staaten die Mittel dafür bald ausgehen! Deshalb wurde vor dem 1. Weltkrieg die Goldwährung abgeschafft und ein Zettelsystem eingeführt. Die beiden Weltkriege wären mit Goldgeld schlicht nicht durchführbar gewesen oder hätten zumindest nach wenigen Wochen eingestellt werden müssen. Nixon hat das sogenannte Goldfenster geschlossen, also das Bretton Woods Abkommen gebrochen, d.h. die Einlösbarkeit des $ in Gold aufgehoben, weil der Vietnamkrieg zuviel gekostet hat (wenigstens vordergründig). Finanziert haben diese Kriege die Bürger (die Allgemeinheit), währenddem die Hochfinanz davon sogar profitiert hat mit Waffenverkauf, Wiederaufbau usw..

Konsequent zu Ende gedacht:
Sie können es drehen und wenden, so oft Sie wollen: In einem Gemeinwesen, In dem der »Staat« als infallibler Schuldner zugelassen wurde, muß es definitionsgemäß zu Inflation, Deflation und Depression kommen.

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Ich hoffe, es leuchtet nun jedem ein, wie er vergackeiert wird von diversen selbsternannten oder erkorenen "Experten".
Es geht mir selbstredend nicht darum, die Problematik des Geldsystems klein zu reden; die in dieser Webseite gemachten Aussagen werden mit dieser Feststellung in keinerlei Art und Weise relativiert. Aber ich erwarte, dass man bei der Wahrheit bleibt und dass die Herren Professoren, die sich in letzter Zeit mit ihren Falschaussagen dermassen exponier(t)en, ihre Hausaufgaben endlich machen, wenn sie schon so dumm sind, oder endlich aufhören zu lügen.

Wie wir im Kapitel "Geldschöpfung" gesehen haben, bleibt das Geld, wenn es verliehen wurde, im Bankensystem. Das heisst nun nichts anderes, als dass dieses Geld erneut für einen Kauf resp. Kredit herbeigezogen werden kann. Das ist der grosse Unterschied zwischen Ihnen und den Banken. (Daran ändert aber auch das propagierte Vollgeld grundsätzlich nichts, sondern bringt gar sehr schwerwiegende Probleme.)
Ebenso haben wir gesehen, dass die Vollgeldinitiative die Geldschöpfung der Banken einerseits anprangert, anderseits die Verleihung von Spareinlagen zulässt. Wir haben auch gezeigt, dass man Spareinlagen nicht verleihen kann. Wie sollte man das denn buchen? Spareinlage/Kredit? Da würde ja der Sparer einem Kreditnehmer seinen Kredit zurückzahlen! Der Kredit kann nur aus der Kasse - welche ja der Bank gehört - oder eben aus den Passiven gebucht werden: Kredit/Kasse (nur theoretisch, wird nicht so gebucht) oder Kredit/Buchgeld. Etwas anderes gibt es nicht! Wenn die Bank also theoretisch bucht Kredit/Kasse, wird der Kreditnehmer dann das Geld unter den Arm nehmen und abrauschen? Nein, er wird es dem Lieferanten gutschreiben lassen. Also wird da gebucht Kasse/Konto Lieferant. Somit ist das Geld wieder in der Kasse der/einer Bank! Jetzt kann der Lieferant noch wählen, ob er es auf das A-Konto oder das B-Konto wünscht. Auf dem B-Konto steht das Geld der Bank zur erneuten Kreditgewährung wieder offen...
Was passiert also nun, wenn die Bank einen erneuten Kredit gewährt? Der Kreditnehmer leistet sich damit eine Anschaffung, zieht Konsum vor, gründet eine Firma oder erweitert sie, finanziert die Geschäftstätigkeit oder kauft Wertschriften usw.. Ebenso kann die Bank mit dem Geld aus diesen Spareinlagen Staatsanleihen kaufen, wie das ja z.B. auch Versicherungen, Pensionsfonds usw. tun. Je nachdem wird das Geld wiederum in die A-Konti (Zahlungsverkehr) oder die B-Konti (Spareinlagen) fliessen. Von den A-Konti kann das Geld danach auch wieder auf die B-Konti fliessen, oder in wohl eher selteneren Fällen zurück. Sobald die Gelder aber wieder in den B-Konti angelangt sind, stehen sie wiederum zur Kreditgewährung zur Verfügung.
Was ändert sich also durch das Vollgeld am System? Nicht allzu viel, würde ich meinen, ausser, dass die Vollgeldinitiative die Welt auf den Kopf stellt... Auch da also wieder nur ein Sturm im Wasserglas, allerdings ein sehr teurer, wenn man die Konsequenzen berücksichtigt!
Bisher war Geld, wenn man so will, eine Quittung für geleistete Arbeit - die Vollgeldinitiative will nun, dass Geld aus dem Garnichts geschöpft wird, keine Deckung hat und wertlos ist. Bisher entstand Geld, indem die Banken geleistete Arbeit quittierten und dann einen Teil dieser Arbeit der Zentralbank verpfändeten, um an das "Tauschmittel", die offizielle gesetzmässige "Quittung" Geld, Bargeld, zu gelangen. Jetzt will man diesen Prozess auf den Kopf stellen und solcherlei Leuten, die nicht wissen, was Geld ist, wie einem Professor Jordan, die Geldschöpfung in die Hände geben: Die Macht dem Leviathan - und der produzierende Bürger sein Sklave!

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Fazit: Man kann also nur von Fractional Reserve Banking/Teilreservehaltung sprechen, wenn man Kopf steht7:

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1 Selbstverständlich kann die Bank auch ihre Konditionen ändern, wie z.B. den Guthabenzins erhöhen, damit sie wieder Kredite von den Marktteilnehmern = Kundengeldzuflüsse erhält. Daraus ersieht man, dass und weshalb die Bank auf die Kundenkredite angewiesen ist und dass sie unter Konkurrenzdruck steht! Wenn die Bank laufend Notenbankgeldabflüsse verzeichnen muss, wird ihre Bilanz entsprechend verkürzt, worauf sie reagieren muss.

2 Die Bank zahlt ja dem Kreditgeber dafür auch einen Zins, denn sie ist auf dieses Geld angewiesen. Beziehen die Kreditgeber ihre Guthaben in grösserem Umfang, wird die Bank gezwungen, Aktiven zu veräussern. (Zuerst kann sie das noch mit Zentralbankgeld ausgleichen, später allerdings, wenn das Zentralbankgeld knapp wird - wenn ihr Giroguthaben bei der Zentralbank regelmässig nicht mehr für's reibungslose Clearing ausreicht oder ihre sogenannte Mindestreserve unterschritten wird -, muss sie sich durch Veräusserung von Vermögenswerten Liquidität verschaffen - in der Schweiz siehe LiqV -, denn mit den Buch- oder Bargeldabflüssen reduziert sich ihr Notenbankgeld - Buchung: Buchgeld/Zentralbankgeld resp. Buchgeld/Kasse. Damit ist einmal mehr klargestellt, dass Bankguthaben Kredite an die Bank sind und dass die Bank auf ihrem "selbstgeschöpften Geld" keinen Zins verlangt, wie das oft behauptet wird, sondern - im Gegenteil - Zins zahlt.) Bedenken Sie immer: Am Anfang steht die Wertschöpfung durch die Bürger, erst danach folgt die Geld"schöpfung", denn Geld ohne Wert ist wertlos... Es entsteht also grundsätzlich nicht zuerst das Bargeld, sondern das Buchgeld, indem auf die geschöpften Werte Kredit gewährt wird. Danach kann die Bank einen Teil der in der Volkswirtschaft geschöpften Werte der Zentralbank verkaufen (bei gleichzeitiger Rückkaufsvereinbarung - siehe Repogeschäft - hier zur Info die Repozinssätze der letzten Jahre) und Bargeld dafür beziehen. Stellen Sie also die Pyramide nicht auf den Kopf, wie das leider oft geschieht!

3 Das Problem ist nur, dass die Bank die Spareinlagen nicht verleihen KANN! Wieso kann sie denn die Spareinlagen nicht verleihen? Weil das nur schon rein technisch gesehen nicht geht und weil es einfach Unsinn ist. Nehmen wir ein Beispiel. Wie wir gesehen haben, ist Bargeld eine verbriefte Forderung gegenüber der Zentralbank. Haben wir also Bargeld, haben wir eine Forderung gegen die Zentralbank (die allerdings nur eine Geschäftsbank einlösen kann). Nun gehen wir zur Bank und übergeben dieses Bargeld. Es ist offensichtlich, dass nun die Bank dieses Bargeld besitzt - es wurde zu ihrem Eigentum! Im Gegenzug schreibt sie uns auf unserem Konto diesen Betrag gut. Wir haben nun also diese Gutschrift, also eine Forderung gegenüber der Geschäftsbank dafür erhalten (sofern wir im Haben sind) oder die Forderung der Bank gegen uns hat sich um diesen Betrag gekürzt (sofern wir im Soll sind). Wir haben also mit unserer Bargeld-Einlage bei der Geschäftsbank unser Bargeld freiwillig(!) abgetreten (getauscht) gegen eine Forderung gegenüber der Geschäftsbank. Wir haben der Bank ein Darlehen, einen Kredit gewährt und nicht das Geld hinterlegt. Somit ist klar, dass wir das Bargeld nicht mehr besitzen, denn wir haben ja nun die Forderung gegenüber der Geschäftsbank (sonst hätten wir ja unser Geld verdoppelt, wenn wir auf dieses zusätzlich noch eine Forderung gegen die Geschäftsbank hätten). Also kann die Geschäftsbank mit dem Bargeld machen, was sie will, denn es ist ihr Eigentum - ihr Geld! - geworden und wir haben eine Forderung auf ihr Geld, aber wir sind nicht mehr Eigentümer dieses Geldes. Wären wir Inhaber (dieses Wort kommt von inne haben) dieser Forderung, dieses Geldes, dann hätten wir es in der Tasche! (Dafür aber natürlich keine Forderung gegen die Geschäftsbank. Ist doch völlig logisch, nicht wahr?) Aber die Bank hat es in der Tasche, besser: in der Kasse.
Wer also in Verkennung dieser unbestreitbaren Tatsache weiterhin behauptet, dass die Bank unsere Spareinlage weiterverleiht, soll erklären, wie sie das denn angeblich macht!

4 Sie sehen also, dass Sie mit Falschinformationen bombardiert wurden. Da Sie ja nun gesehen haben, dass das Notengeld in der Bankkasse (resp. das Notenbankgeld auf dem Girokonto der Geschäftsbank bei der Zentralbank) ganz offensichtlich der Bank gehört (es ist ihr Eigentum, denn sonst wäre das Geld nicht bilanzfähig!) und nicht irgendwelchen Sparern, ist diesbezüglich auch die Hirnwäsche mit dem sogenannten Fractional Reserve Banking (Teilreservehaltung) hinfällig! Klar hat sie dieses Geld aus"leihen" können und auch problemlos dürfen. Sicher hat sie damit auch Spareinlagen und Sichtguthaben ausgezahlt. Das alles ist ja auch überhaupt kein Problem, denn die Bank hat 1. noch ziemlich viel Geld in der Kasse und auf dem Girokonto. 2. Des weiteren hat sie ja Aktiven, die sie jederzeit verkaufen oder beleihen kann. Ansprüche auf problemlos vermehrbares Bargeld sind also überhaupt nicht zu vergleichen mit Ansprüchen auf z.B. nicht vermehrbares Gold. Sie sehen also, worauf ich hinaus will? Solange der Wert ihrer Aktiven richtig eingeschätzt ist und die Bank diese auch veräussern oder beleihen kann, droht Ihrem Geld keine Gefahr! Wenn allerdings der Wert genau dieser Aktiven falsch eingeschätzt ist oder zusammenbricht, kommt die Bank in Schwierigkeiten, sie wird insolvent.
Nach Schweizer Recht treten bei einem Bilanzverlust, der mehr als die Hälfte des Aktienkapitals und der gesetzlichen Reserven übersteigt, gesetzliche Folgen ein, was als Kapitalverlust oder Unterbilanz mit gesetzlichen Folgen bezeichnet wird. Übersteigt der Bilanzverlust das Eigenkapital, besteht Überschuldung - alsdann ist damit zu rechnen, dass die Gläubiger ihre Forderungen zumindest teilweise abschreiben müssen. (Siehe insb. Art. 725 OR. Bei Banken sind zusätzlich insb. Art. 25 ff. BankG zu beachten.)

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Banken haben allerdings im Normalfall ein schönes Fettpolster angesammelt. Aber es ist nicht immer Normalfall!

Einige Beispiele von Systemrisiken:
  • Verflechtungen von Wirtschaft und Banken. Die Risiken von Kettenreaktionen.
  • Internationale Verflechtungen, Globalisierung, Just-in-Time-Lieferketten, gegenseitige Abhängigkeit.
  • Überschuldung von Staat, Unternehmen und/oder Privathaushalten.
  • Allgemeiner Wirtschaftszusammenbruch, wenn viele Schuldner zahlungsunfähig werden und die Werte der Sicherheiten massiv zusammenbrechen können (Stichwort: Deflationsspirale).
  • Währungs"reserven". Die Risiken z.B. aus den SNB-Währungs"reserven" dürfen nicht unterschätzt werden.
  • Derivate. Derivate u.dgl., welche nicht bilanzierungsfähig sind und im Anhang der Jahresrechnung deklariert werden müssen, können in dieser Arbeit nicht behandelt werden, da sie die Zielsetzung bei weitem sprengen würden. Solche Geschäfte können allerdings durchaus Eventualverpflichtungen in extremen Grössenordnungen und ein hohes Risiko beinhalten und demnach Kettenreaktionen unbekannten Ausmasses auslösen. Derivate sind insbesondere für Laien kaum verständlich und noch weniger durchschaubar und die Vielfalt und Menge, die auf dem Globus herumgeistert, erreicht mittlerweile epische Ausmasse.
  • Kriege, Unruhen, Verbrechen, Naturkatastrophen, EDV, Energiesicherheit usw.
Diese Liste ist natürlich beispielhaft und keinesfalls abschliessend. Um solche Risiken zu überblicken und minimieren, haben die Banken ein spezielles Risikomanagement. Trotzdem besteht natürlich ein nicht zu unterschätzendes Restrisiko.

Nur für diejenigen, die meinen, die Banken schöpften Geld aus dem Nichts und ihr Geld sei nicht durch Aktiven gedeckt sowie die Bank hätte nicht genügend Bargeld:



Monatsbilanzen der Schweizer Banken – Bilanz gegenüber dem In- und Ausland konsolidiert per 31.12.2013
Quelle: SNB - Aktiven - Passiven

Die Bank kann also jederzeit Aktiven verkaufen, wenn sie nicht flüssig ist. Klar, dass alle Werte crashen würden, wenn alle Aktiven von allen Banken verkauft werden müssten. (Nur: Wer benötigt denn so viel Bargeld unter dem Kopfkissen?) Aber dann wäre ja die SNB auch noch da, die auf die Aktiven Kredite gewähren könnte. Das Problem ist also nicht, dass die Verbindlichkeiten der Banken nicht gedeckt wären, sondern, dass die Aktiven allenfalls zu hoch eingeschätzt sind. Wenn also die Aktiven ganz massiv an Wert verlieren, dann kommen die Banken selbstverständlich in Schwierigkeiten. Aber sie haben noch Rückstellungen von mehr als 45 Mia., Reserven von insgesamt mehr als 130 Mia. + Gesellschaftskapital von knapp 30 Mia. Franken, insgesamt also eigene "Reserven" von rund 200 Milliarden Schweizer Franken (hinzu kommen noch die Kapitalpuffer zu Lasten der Kreditnehmer in den Aktiven, wie beispielsweise bei Hypotheken mindestens 20 %). Im übrigen bestehen auf diversen Verpflichtungen auch Kündigungsfristen.

Um es noch zu verdeutlichen, nehmen wir an, Sie hätten Bargeld (Kasse + Bank) im Betrag von 409'000, Forderungen gegen Ihre Kundschaft 1'110'000, ein Haus 893'000 geschätzt, wobei darin noch stille Reserven enthalten sind von mindestens 200'000 (das entspricht dem Kapitalpuffer in den Hypotheken, denn üblicherweise wird das Haus nur bis 80 % des Werts kreditiert; ein Teil der Bankschuldner hat seine Hypothek bestimmt schon ein Stück weit abgetragen), Gold 145'000, Aktien 263'000 und ein Ferienhäuschen 112'000; dagegen stünden Forderungen Ihrer Lieferanten 1'149'000, ein Bankkredit von 1'103'000 sowie eine Hypothek von 473'000. Würden Sie sagen, Sie seien solvent oder beklagen, Sie hätten nur Bargeld für einen Teil der Schulden auf Reserve?

Sind Sie solvent?
Nun vergleichen Sie bitte diese Zahlen mit den obigen der Monatsbilanzen der Schweizer Banken.
Kann man da ernsthaft von Fractional Reserve sprechen?

Sie sehen also: Die Lieferanten können Sie mit Ihren Kundenforderungen praktisch bedienen, den Geschäftskredit können Sie mit dem Bargeld ein schönes Stück sofort abtragen, dann haben Sie noch Gold und Aktien, die Sie sehr schnell veräussern könnten, um den Geschäftskredit weiter zu bedienen. Und dann bleiben Ihnen immer noch das Haus im Wert von mindestens 1'093'000 und das Ferienhäuschen, womit Sie den Rest des Geschäftskredits sowie die Hypothek problemlos zahlen könnten!
Ich würde sagen: Sie sind relativ wohlhabend mit diesen Zahlen! Jedenfalls würde Ihnen wohl niemand vorwerfen, Sie hätten nur einen Teil der Kredite mit Bargeld gedeckt... Da sehen Sie einmal mehr, was vom allerorts zu hörenden Geschrei von wegen Teilreserve zu halten ist. Klar, wenn Ihre Geschäfte nun plötzlich einbrechen und der Liegenschaftsmarkt crasht, kann es schon ein Problem geben. Aber wie sieht es denn mit Ihnen persönlich aus, wenn Sie plötzlich Ihren Job verlieren? Es gibt im Leben halt immer Unwägbarkeiten.
Ach ja: Und das, was da links in den Aktiven alles steht, ist alles nichts für diejenigen, die sagen, die Banken würden Geld aus dem Nichts schöpfen! Geht es denn noch lächerlicher und dümmer? Normalerweise halte ich meine Klappe, im Bewusstsein, dass ich nichts weiss, aber wenn die Dummheit immer lauter wird, kann ich nicht mehr schweigen.

5 Der $ profitiert allerdings insbesondere von seiner Stellung als Weltleit-, "Reserve-", Flucht- und Welthandelswährung, der militärischen Überlegenheit, von der Grösse des Finanzplatzes, der politischen und medialen Stellung der USA sowie der relativen Grösse und Leistungsfähigkeit der US-Wirtschaft.

6 Daher verteidigt man den $ auch vehement als Reservewährung und fördert weltweit Demokratie und Menschenrechte usw.. Aber das steht wieder auf einem anderen Blatt geschrieben und ist ausserhalb der Zielsetzung dieser Webseite.

7
Dazu ist folgendes zu ergänzen. Wenn in einem Goldgeldsystem Gold an eine Bank verliehen wird und diese das Gold weiterverleiht: Der Leihnehmer gibt das Gold seinem Lieferanten weiter, der es sparen und wiederum bei der Leihbank anlegen kann. Somit hat die Leihbank ein Problem, da sie das Gold auf Verlangen nicht mehr auszahlen kann: Sie hat nun zwei Gläubiger ein- und desselben Goldes! Hier handelt es sich um multiple Geldschöpfung - oder besser gesagt und Gold"schöpfung", in welchem Gebäude, der Dinggeldwelt, die heutigen Zauberlehrlinge der "multiple-Geldschöpfungstheorie" gefangen geblieben sind. Bei Papiergeld sieht die Sache ganz anders aus (siehe oben), da es sich - zwar mit unter Umständen gar verheerenden Konsequenzen - problemlos vermehren lässt im Gegensatz zu Gold, welches erst ausgebuddelt oder aus dem Fluss gewaschen und allenfalls auch geprägt werden muss. Bei Goldgeld darf die Leihe nicht über eine Bank laufen. Wenn die Privatperson ihr Gold selber weiterverleiht, so hat sie die Konsequenz des allfälligen Verlusts desselben selber zu tragen. Papiergeld wird von den Banken, wie wir oben gesehen haben, nicht weiterverliehen, sondern kreditiert. Das ist der grosse Unterschied zwischen Warengeld und Schuldgeld, welchen viele Luftschlossarchitekten nicht wahrhaben wollen und daher noch heute von multipler Geldschöpfung sprechen. Zentralbankgeld ist im heutigen System nun halt mal kein Gold, sondern eine Schuld derselben, ein Recht (kein Ding!) einer Geschäftsbank gegenüber der Zentralbank, welche der Geschäftsbank gegenüber eine Pflicht hat, eine Pflicht zur Herausgabe der hinterlegten Sicherheit resp. des vorübergehend an sie verkauften Wertpapiers!
Wir müssen darüber hinaus auch klar unterscheiden zwischen Verwahrung durch und Kreditgabe an die Geschäftsbank. Im ersten Fall bleibt das Eigentum am Gold beim Verwahrungsgeber und kostet ihn Gebühren; im zweiten geht es an die Bank über und der Kreditgeber erhält wahrscheinlich Zins, was in der heutigen verfahrenen Situation dank der Zentralbankenpolitik gar nicht mal mehr so sicher ist...

Autor: Oeconomicus criticus